#Rezension T. L. Huchu: Die Bibliothek von Edinburgh

T. L. Huchu: Die Bibliothek von Edinburgh

Titel der Originalausgabe: The Library of the Dead
Übersetzung von: Vanessa Lamatsch
Verlag der dtsch. Ausgabe: Penhaligon
Verlag des Originals: Tor Books

Zwischen Urban Fantasy und Thriller

Handlung

Die vierzehnjährige Ropa ist hochintelligent, mutig und entschlossen – und das muss sie auch sein, um in einer alternativen Version unser modernen Welt zu überleben, in der Geister nur allzu real sind. Als lizensierte Geistersprecherin ernährt sie sich, ihre Großmutter und ihre kleine Schwester, indem sie für eine entsprechende Gebühr die Botschaften der Toten an ihre Familien überbringt. Das reicht allerdings nur für eine karge Existenz in einem schäbigen kleinen Wohnwagen, und die korrupte Polizei knöpft ihr nur allzu oft auch noch die spärlichen Tageseinnahmen ab.

Eines Tages kommt der Geist einer jungen Frau zu ihr, die keine Botschaft zu überbringen wünscht – sie will wissen, was aus ihrem kleinen Sohn geworden ist, der vor ihrem Tod verschwand. Ropa entdeckt, dass in ganz Edinburgh Kinder verschwinden und verändert zurückkehren, nur noch Schatten ihrer selbst.

Bei ihren Ermittlungen stößt sie auf eine okkulte geheime Bibliothek, die Bibliothek der Toten. Und bevor sie sich versieht, braucht sie all ihre Ressourcen, um zu überleben: vor allem ihren scharfen Verstand und ihre afrikanisch-schottische Magie.

Originalität & Einfallsreichtum

Die Welt, die T. L. Huchu hier entwirft, ist zutiefst originell, mit einem schlüssigen, geradezu wissenschaftlich anmutenden Magiesystem. Wir sind in der nahen Zukunft, nach einer nicht näher spezifizierten Katastrophe. Die Geschichte ist geistreich in doppeltem Sinne und ungemein vielschichtig; es fließen nicht nur Verweise auf die griechische Mythologie, die simbabwische Kultur und die schottische Geschichte ein, sondern auch gesellschaftskritische Themen wie Armut und Klassismus. Obwohl Ropa schwarz ist, wird Rassimus jedoch nur unterschwellig angedeutet.

Spannung

Die Geschichte ist in gleichem Ausmaße Urban Fantasy wie Thriller, mit einer Prise Horror. Je tiefer Ropa in ihre Ermittlungen eintaucht, desto düsterer werden die Geschehnisse und desto größer die Gefahr. Dass Ropas forsche Art das Ganze mit verspieltem Humor etwas aufbricht, tut der Spannung keinen Abbruch.

Charaktere

Ropa ist eine großartige Protagonistin, einerseits rotzfreche schottische Straßengöre, andererseits Geistersprecherin mit simbabwischer Magie. In vielerlei Hinsicht ist sie weiser, als man es von einer vierzehnjährigen erwarten würde, denn sie musst schon früh erwachsen werden, um ihre kleine Familie zu beschützen und zu versorgen.

Auch die anderen Charaktere werden sehr schlüssig und komplex geschildert, sei es nun Ropas Großmutter oder einer ihrer geisterhaften Klienten.

Schreibstil

T. L. Huchu hat einen wunderbaren Schreibstil, der Humor genauso gekonnt rüberbringt wie Spannung oder Tragik. Ich fühlte mich gelegentlich ein wenig an Ben Aaronovitch erinnert, doch Huchu hat doch seinen ganz eigenen Tonfall und Beat.

Fazit

Lieblingsbuch

»Die Bibliothek von Edinburgh« ist originell, spannend, mal lustig, mal tragisch – für mich eine perfekte Mischung, und dann noch mit einer fantastischen Protagonistin. Definitiv ein neues Lieblingsbuch, und jetzt muss ich schleunigst den zweiten Band lesen, bevor der dritte im Juli erscheint.

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