Rezension: »Die Herzchirurgin« von Jack Jordan

Jack Jordan: Die Herzchirurgin

Titel der Originalausgabe: Do No Harm
Übersetzung von: Sigrun Zühlke
Verlag der dtsch. Ausgabe: Droemer Knaur
Verlag des Originals: Simon & Schuster

Primum Non Nocere

Handlung

Als Herzchirurgin Anna Jones eines Abends nach Hause kommt, sind fremde Männer in ihrer Wohnung, die überall Überwachungskameras installieren. Sie wird vor vollendete Tatsachen gestellt: Ihre Babysitterin sei tot, ihren Sohn werde sie nur lebend wiedersehen, wenn sie den Politiker Ahmed Sabir bei einer geplanten Herzoperation sterben lasse – und zwar so, dass niemand dahinter ein falsches Spiel vermuten könne. Und so beginnt Anna damit, den perfekten Mord zu planen.

Doch zwei weitere Frauen werden in die Sache verstrickt: Ermittlerin Rachel Conaty, die zwar ein Verbrechen vermutet, aber dennoch erstmal auf dem Holzweg ist, und Krankenschwester Margot, die dringend Geld braucht und ihre Chance gekommen sieht.

Die Grundidee gefällt mir sehr gut:

Statt den Ermittler:innen zu folgen, die einen schon begangenen Mord aufklären wollen, sehen wir die Geschehnisse zunächst aus Sicht der widerwilligen potentiellen Mörderin. Durch diese Umkehr des üblichen Ablaufs ergibt sich ein ganz neuer Spannungsbogen – und ganz neue ethische Fragen.

Stellt man eine Mutter vor die Wahl, wer sterben soll, das eigene Kind oder ein Fremder, dann lässt sich die Schuldfrage nur in Grauzonen erörten. Anna geht die Entscheidung jedoch erstaunlich klinisch an, als wolle sie in ihrer Funktion als Ärztin entscheiden, wer von zwei todkranken Menschen das einzig verfügbare Spenderorgan erhalten soll.

Mutterliebe oder hippokratischer Eid?

Dass eine Ärztin bei solchen Fragen desensibilisiert ist, erscheint logisch. Dennoch war ich überrascht, dass sie als Mutter überhaupt noch zu solchen Erwägungen in der Lage ist und ernsthaft in Betracht zieht, ihr Kind sterben zu lassen, obwohl sie es ohne Zweifel liebt. Im Verlauf des Buches kam mir mehr als einmal in den Sinn, dass gesagt wird, Psychopath:innen arbeiteten oft in der Chirurgie … Anna ist eiskalt und zutiefst unsympathisch.

Krankenschwester Margot ist ebenfalls ein recht zwiespältiger Charakter, so dass als Sympathieträgerin nur die Ermittlerin bleibt, die nach einer persönlichen Tragödie vor allem das Wohl des kleinen Jack im Blick hat, aus den eigenen Reihen jedoch keine Unterstützung bekommt.

Ja, nein.

Die Geschichte überstrapaziert die Glaubwürdigkeit des Öfteren, gegen Ende sogar empfindlich. Manche Dinge funktionieren wider jede Wahrscheinlichkeit, schrappen haarscharf am Rand der Unmöglichkeit entlang. Trotzdem fand ich das Buch recht spannend, allerdings in der Art von Popkornkino: Unterhaltsam für ein paar Stunden, aber ohne jeglichen Tiefgang.

Fazit

Nicht ganz überzeugt

Für mich fällt »Die Herzchirurgin« leider unter: Kann man ganz gut lesen, muss man aber nicht. Ich hatte mir bei der moralisch interessanten Grundsituation mehr versprochen.

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