Rezension: »Klara und die Sonne« von Kazuo Ishiguro

Klara und die Sonne

Titel der Originalausgabe: Klara and the Sun
Übersetzung von: Barbara Schaden
Verlag der dtsch. Ausgabe: Blessing

Titel der Rezension

Handlung

»Klara ist eine künstliche Intelligenz, entwickelt, um Jugendlichen eine Gefährtin zu sein auf dem Weg ins Erwachsenwerden. Vom Schaufenster eines Spielzeuggeschäfts aus beobachtet sie genau, was draußen vor sich geht, studiert das Verhalten der Kundinnen und Kunden und hofft, bald von einem jungen Menschen als neue Freundin ausgewählt zu werden. Als sich ihr Wunsch endlich erfüllt und ein Mädchen sie mit nach Hause nimmt, muss sie jedoch bald feststellen, dass sie auf die Versprechen von Menschen nicht allzu viel geben sollte.«
(Klappentext)

Kazuo Ishiguro entwirft mit leichter Hand …

… ein Panorama der Menschlichkeit, indem er sie aus der einzigartigen Perspektive einer Figur zeigt, die an ihrem Rande steht und sich nach Zugehörigkeit sehnt. Klara, eine »künstliche Freundin«, besitzt einen ausgeprägten Instinkt für feine Nuancen; für eine KI ist ihre emotionale Intelligenz außergewöhnlich und entwickelt sich stetig weiter. Auf gewisse Weise hat sie ein tieferes Verständnis der menschlichen Natur als viele Menschen, da sie alles mit neutralem Blick aufnimmt – ohne Vorurteile oder vorgefasste Meinungen.

Obwohl sie mit grundlegenden Konzepten wie Tod oder Liebe ringt und die Emotionen, die sie empfindet, nicht vollends zu verarbeiten weiß, besitzt ihre Charakterzeichnung eine berührende emotionale Resonanz.

Anfangs gewährt uns der Autor …

… nur begrenztes Wissen über die Welt des Romans, doch mit jedem Stückchen Erkenntnis erweitert sich unser Verständnis. Wie Klara navigieren wir anhand von Brotkrumen: Gedämpfte Gespräche, die weder für sie noch für uns bestimmt sind. Das Verhalten von Menschen, die sich unbeobachtet fühlen.

Der Roman behandelt ein breites Spektrum an Themen, die mit jedem Kapitel an Tiefe gewinnen. Neben vertrauten Themen wie Familie und Freundschaft, taucht die Geschichte schon bald in ethische Überlegungen angesichts einer zutiefst unsicheren Zukunft ein. In einer Welt, die sowohl ungeahnte Möglichkeiten als auch ungeahnte Schwierigkeiten birgt, müssen wir unsere Ethik neu bewerten.

In einigen Aspekten erinnert der Roman an den Film »Gattaca«. Beide Werke befassen sich mit den Auswirkungen des Fortschritts in Wissenschaft und Technologie auf die menschliche Erfahrung. Beide werfen Fragen auf über den Wert der Individualität, die potenziellen Konsequenzen der Manipulation menschlicher Gene, und die ethischen Grenzen wissenschaftlichen Fortschritts. Während sich die spezifischen Kontexte unterscheiden, teilen sie doch die gemeinsame Erkundung der Auswirkungen wissenschaftlichen Fortschritts auf menschliche Identität, Beziehungen und die Gesellschaft als Ganzes.

Ein überraschend berührender Aspekt …

… ist die Art, wie Klara über die Sonne denkt und fühlt – ohne zu ahnen, wie stark dies dem Gottesverständnis der Menschen ähnelt. Das wirft die Frage auf, ob es eine unausweichliche Entwicklung ist, dass fühlende Wesen ihre Wissenslücken mit dem Glauben an eine höhere Macht überbrücken.

Es sei mir verziehen, dass ich hier aufhöre und in meiner Rezension nicht mehr verrate – der Roman entfaltet seine Wirkung am besten, wenn du dir deinen eigenen Weg durch die Geschichte suchst.

Fazit

Lieblingsbuch

Dies ist mein drittes Buch von Kazuo Ishiguro, und auch dieses hat mich wieder sehr berührt. Der Schreibstil, die Charaktere, die angesprochenen Themen, alles fügt sich nahtlos zusammen zu einem Buch, das zum Nachdenken anregt.

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