#Zurückgeschaut : Lesemonat Januar 2020

Zurückgeschaut

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Buchiger Rückblick auf den Januar 2020

Ich kombiniere meinen Monatsrückblick mit der Aktion #zurückgeschaut, die sich Kerstin und Janna vom Blog KeJas-BlogBuch ausgedacht haben. Es geht dabei um Neuzugänge und die aktuelle Lektüre, Geheimtipps, Highlights oder Flops, Zitate und was einem sonst noch so einfällt…

NewIn = Neuzugängeposts

Im Januar habe ich keine Bücher gekauft, nur ausgeliehen!

Ich lese aktuell…

Anna Burns Milchmann

Anna Burns: Milchmann

Eine junge Frau zieht ungewollt die Aufmerksamkeit eines mächtigen und erschreckend älteren Mannes auf sich, Milchmann. Es ist das Letzte, was sie will. Hier, in dieser namenlosen Stadt, erweckt man besser niemandes Interesse. Und so versucht sie, alle in ihrem Umfeld über ihre Begegnungen mit dem Mann im Unklaren zu lassen. Doch Milchmann ist hartnäckig. Und als der Mann ihrer älteren Schwester herausfindet, in welcher Klemme sie steckt, fangen die Leute an zu reden. Plötzlich gilt sie als »interessant« – etwas, das sie immer vermeiden wollte. Hier ist es gefährlich, interessant zu sein.

Doch was kann sie noch tun, nun, da das Gerücht einmal in der Welt ist? Milchmann ist die Geschichte einer jungen Frau, die nach einem Weg für sich sucht – in einer Gesellschaft, die sich ihre eigenen dunklen Wahrheiten erfindet und in der jeglicher Fehltritt enorme Konsequenzen nach sich zieht.

(Klappentext)

Tatsächlich habe ich zur Zeit mehrere Bücher angefangen, aber “Milchmann” werde ich wahrscheinlich als nächstes beenden.

Das Buch erhielt 2018 den Man Booker Prize und 2019 den Orwell Prize. Seither will ich das Buch schon lesen und habe mir daher damals auch das englische Original als eBook gekauft – aber es ist mir erst vor kurzem wieder eingefallen, weil es auf WhatchaReadin eine Leserunde dazu gibt. Ich will jetzt noch nicht viel darüber sagen (die deutsche Übersetzung erscheint erst in ein paar Tagen), nur so viel, dass es wirklich außergewöhnlich ist.

Ich lese was, was du nicht liest…

Oskar Jan Tauschinski: Talmi

Oskar Jan Tauschinski: Talmi

“Aus dem Leben eines charmanten Taugenichts in der Zwischenkriegszeit, erzählt von einer Frau, die ihn längst durchschaut hat und ihn dennoch liebt. Der Chauffeur Ernst Ronasek will hoch hinaus und erschwindelt sich in den rasanten 1920ern als »Freiherr von Ronay« Herz und Geld so mancher reichen Dame. Sehr zum Verdruss der Künstlerin Susanne Sedlak, die neben den Sorgen über den aufkommenden Nationalsozialismus auch um das Seelenheil ihrer heimlichen Liebe bangt. Als die Nazis die Macht ergreifen und ihre Künstlerkollegin Aglaia deportiert wird, muss Susanne feststellen, dass Ernst die Seiten gewechselt hat…”

(Klappentext)

“Talmi” erschien bereits 1952 in der Arbeiter-Zeitung und 1963 als Buch, aber Edition Atelier haben vor ein paar Monaten eine sehr schöne Neuauflage herausgebracht und mir ein Rezensionsexemplar angeboten – herzlichen Dank! Leider hat das Buch auf Amazon tatsächlich noch keine einzige Bewertung, es scheint also tatsächlich etwas zu sein, was außer mir nicht viele Leute lesen… Ich werde euch bald berichten, ob das in meinen Augen eine Tragödie ist – oder auch nicht.

Monatshighlight

Karen Köhler Miroloi

Karen Köhler: Miroloi

Wir sind auf einer Insel, wo die Dinge keine Namen haben. So heißt die Insel nur „die Schöne Insel“, das Dorf nur „das Schöne Dorf“, was sich schnell als geradezu lachhafter, perverser Euphemismus herausstellt.

Hier werden Frauen so gründlich entmachtet, als habe es so etwas wie Emanzipation nie gegeben.

Sie schuften den ganzen Tag, arbeiten auf dem Feld, kochen, putzen, nähen für ihre Männer und haben dabei keinerlei Rechte. Ab und an werden sie als Zahlungsmittel eingesetzt – der Händler tauscht besonders begehrte Waren gegen Sex, wobei die Frauen natürlich nicht mitreden dürfen – oder grün und blau geschlagen. Sie erhalten keine Bildung, die über Hauswirtschaft hinausgeht; das bleibt den Jungen vorbehalten, denen umgekehrt verboten ist, zu singen, kochen oder sich künstlerisch zu betätigen.

Auch autonom dürfen die Dorffrauen sich keine Bildung aneignen. Wird eine von ihnen dabei ertappt, sich gar das LESEN (!!) beizubringen, steht darauf der Schandpfahl. Und genau da setzt die Geschichte ein.

Für mich ist „Miroloi“ ein ganz starkes Buch, über das ich sicher noch öfter nachdenken werde. Es geht nicht nur um Frauenrechte, sondern auch um Bildung und Religion und deren Auswirkungen auf die Gesellschaft.

Meine Rezension

Buchflop des Monats

Das Alphabet der Knochen

Louise Welsh: Das Alphabet der Knochen

Literaturwissenschaftler Dr. Murray Watson ist schon seit Teenager-Tagen fasziniert von dem eher unbekannten Poeten Archie Lunan, der vor über dreißig Jahren sehr jung und unter mysteriösen Umständen ums Leben kam. Murray beschließt, endlich zu handeln und eine Biografie Lunans zu schreiben, bevor der begabte Dichter, der nur einen einzigen Gedichtband hinterlassen hat, in Vergessenheit gerät. Doch sein Nachlass ist mager. Nur ein paar rätselhafte Satzfragmente, eine Liste mit Namen, die Murray nicht zuordnen kann…

Das erfordert mehr als theoretische Recherche, und so begibt Murray sich zur ‚Feldforschung‘ auf die Insel Lismore, Lunans letzten Wohnort. Nach einigen frustrierenden Sackgassen findet er letztendlich eine Spur über die berühmte Schriftstellerin Christie Grave – und ist sich bald nicht mehr so sicher, ob er wissen will, wohin sie führt.

Die Grundidee klingt großartig, letztendlich konnte das Buch mich jedoch trotz seiner wunderbaren Sprache nicht überzeugen. Zu langsam für einen Krimi und zu seicht für Gegenwartsliteratur dümpelt die Handlung meinen Empfindens vor sich hin, obwohl man an jeder Ecke spürt, dass hier um ein Haar etwas Großartiges entstanden wäre.

Meine Rezension

Fazit

Mein Lesemonat Januar 2020 in Zahlen

Seiten insg.: 2.096
Seiten pro Tag: ~68

Ein Klick auf das Cover bringt euch zur Rezension (sofern schon geschrieben):
Buchliebling

Bücher, die mich begeistern konnten und die ich weiterempfehle.

Antti Tuomainen: Die letzten Meter bis zum FriedhofKaren Köhler Miroloi

Rezensionen:
Antti Tuomainen: Die letzten Meter bis zum Friedhof – 352 Seiten
Karen Köhler: Miroloi – 464 Seiten

Wegbegleiter

Wegbegleitern schenkte ich trotz möglicher kleiner Schwächen gerne meine Lesezeit.

Das Herz kommt zuletztWolfram Fleischhauer Das Meer

Rezensionen:
Margret Atwood: Das Herz kommt zuletzt – 400 Seiten
Wolfram Fleischhauer: Das Meer – 448 Seiten

Sorgenkind

Bücher, denen ich gemischte Gefühle entgegenbringe. In meinen Augen zeigen sie deutliche Schwächen; es gibt aber auch Eigenschaften, die ich mochte

Louise Welsh: Das Alphabet der Knochen

Rezensionen:
Louise Welsh: Das Alphabet der Knochen – 432 Seiten

Fehlgriff

Werke, denen ich persönlich nichts abgewinnen konnte.

keine!

Bleibende Worte

“Es ist seltsam. Wie lange ich in dem Glauben gelebt habe, unsterblich zu sein, als würde Sommer auf Sommer folgen, als würde der nächste besser werden als der vergangene. Wahr ist, dass wir nur einen Augenblick haben: einen Moment lang Sonne, einen hellen Schein, den wir nicht verstehen, einen Raum aus Zeit, der schwindet.”

(aus “Die letzten Meter bis zum Friedhof” von Antti Tuomainen)
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