Rezension: »Liebste Tochter – Du lügst so gut wie ich« von Claire Douglas

»Liebste Tochter – Du lügst so gut wie ich« von Claire Douglas

Titel der Originalausgabe: The Couple at No. 9
Übersetzung von: Ivana Marinović
Verlag der dtsch. Ausgabe: Penguin

Fesselnd, komplex und vielschichtig

Handlung

Saffy und ihr Mann Tom können ihr Glück kaum fassen: Wie sich herausstellt, ist Saffys demente Großmutter Rose im Besitz eines hübschen Häuschens, von dem zuvor niemand etwas wusste – und das wird ihnen nun von Saffys Mutter Lorna zur Verfügung gestellt! Mit Elan gehen die beiden daran, ihr trautes Heim einzurichten und auch Veranda und Garten umzugestalten. Doch dann finden die bestellten Bauarbeiter menschliche Knochen, und aus dem Traumhaus wird ein Albtraum.

Wusste Rose etwas darüber? Oder Lorna? Die Vergangenheit entpuppt sich als wahres Spiegelkabinett der Identitäten und Geheimnisse, und Saffy muss sich unbehaglich fragen, was Mutter und Großmutter ihr vorenthalten haben.

Spannung

Die Spannung baut sich schnell auf und hält sich durchweg auf hohem Level. Bei aller Spannung ist dies jedoch auch ein Familiendrama, das deutlich mehr psychologischen Tiefgang mitbringt, als ich erwartet hatte. Wie viel kann oder sollte man aus Liebe vergeben? Wann ist der Weg zwischen Schuld und Vergebung endgültig verschüttet?

Durch die Alzheimer-Erkrankung der Großmutter fügen sich manche Puzzleteile nur verzögert zusammen, doch das tut der Spannung keinen Abbruch. Kurz vor der finalen Auflösung ist mir einmal geradezu die Kinnlade runtergeklappt, und mehr kann ich dazu leider nicht sagen, ohne schon zu viel zu verraten.

Charaktere

Die Familienverhältnisse sind konfliktbehaftet, die Beziehungen verzwickt und problematisch. Fast alle der Hauptcharaktere haben etwas zu verbergen, lügen im Kleinen oder im Großen. Auch wenn du dir als Leser:in daher nie ganz sicher sein kannst, was du ihnen glauben solltest, beschreibt die Autorin sie dennoch alle authentisch und überzeugend. Ein paar Enthüllungen werfen zwar alles, was man über sie zu wissen glaubte, über den Haufen, aber das fügt sich letztendlich schlüssig ins Bild.

Logik & Schlüssigkeit

Claire Douglas wechselt gekonnt zwischen verschiedenen Perspektiven, Handlungs- und Zeitebenen, ohne den logischen Zusammenhang jemals abreißen zu lassen. Eine Wendung folgt der anderen, aber man sollte sich nicht davon abschrecken lassen. Auch wenn man zwischendurch ob der Komplexität dieser vielschichtigen Geschichte vielleicht mal daran zweifeln mag, ergibt im Rückblick alles Sinn; das ist verdammt geschickt konstruiert.

Schreibstil

Claire Douglas schreibt mit viel Gespür für die Atmosphäre ihrer Schauplätze und die Persönlichkeiten ihrer Charaktere, sodass der Schreibstil stimmig und packend durch die Geschichte trägt.

Fazit

Lieblingsbuch

»Liebste Tochter« erzählt eine spannende, psychologisch tiefgründige Geschichte voller Geheimnisse und unerwarteter Verwicklungen. Die Wendungen und Enthüllungen sind geschickt konstruiert und der Schreibstil packend und atmosphärisch.

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