Rezension: »Idol in Flammen« von Rin Usami

»Idol in Flammen« von Rin Usami

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Unbezahlte #werbung:
Ein Rezensionsexemplar des Buches wurde mir von NetGalley im Auftrag des Verlags zur Verfügung gestellt.

Titel der Originalausgabe: 推し、燃ゆ
Übersetzung von: Luise Steggewentz
Verlag der dtsch. Ausgabe: Kiepenheuer & Witsch

Parasoziale Beziehungen und ihre Abgründe

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Das ganze Leben der 17-jährigen Akari dreht sich um Masaki, Mitglied einer beliebten J-Pop-Gruppe. Die Schülerin arbeitet Überstunden, nur um all ihr Geld für Tickets und Merchandise auszugeben. Noten sind unwichtig. Ihre Familie ist unwichtig. Ihre Zukunft ist unwichtig. Alles ist unwichtig, nur nicht Masaki. Doch eines Morgens wacht sie in einer Welt auf, die aus den Fugen geraten ist: Masaki soll einen weiblichen Fan geschlagen haben, und so stürzt das Idol vom Himmel, der Sonne zu nah gekommen. Doch so viele Anhänger:innen sich jetzt auch von ihm abwenden, Akari kann und will sich von ihrer emotionalen Abhängigkeit nicht lösen.

Ist das nicht ihre Chance, sich als wahrer Fan zu beweisen? Wenn ihr Idol in Flammen steht, sollte sie dann nicht ebenfalls brennen?

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Akari erscheint nur wenig verwurzelt in ihrer eigenen Gefühlswelt. Dennoch entwickelt die Handlung eine emotionale Intensität, die sich aus ihrer bedingungslosen Obsession speist. Die Schülerin reduziert sich vollkommen auf ihre Rolle als Masakis treusten Fan und wird dadurch zum perfekten Sinnbild für eine problematische Fankultur, die die Individualität ihrer Anhänger:innen erstickt.

Ihre Persönlichkeit verbirgt sich im Ungesagten, im Unterdrückten — in dem, was sie ihrem Idol opfert, ohne dass Masaki auch nur von ihrer Identität weiß. Als Leser:in musst du zwischen den Zeilen lesen, die Leerstellen selber füllen, sodass Tiefgang eher angedeutet als ausgestaltet wird. Wie bei einem Haiku vervollständigt sich die Bedeutung erst im Erleben der Lesenden; nicht alles wird ausgeschrieben oder benannt.

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Lieblingsbuch

Wer mit dem Thema der asiatischen Idolkultur bereits vertraut ist, wird hier möglicherweise nicht viel Neues entdecken. Dennoch gelingt Rin Usami eine bestechende Darstellung von Haltlosigkeit und sozialer Isolation, gezeichnet in minimalistischen, geradezu nüchternen Worten. Akaris familiärer Hintergrund bleibt offen, was ihre Einsamkeit jedoch nur weiter hervorhebt.

Die Geschichte regt zum Nachdenken an, indem sie den ein oder anderen Stein ins Gewässer wirft. Den Kreisen, die sich bilden, musst du schon selber behutsam nachspüren, hier wird nur wenig erklärt.

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