Rezension: »Grabesgrün« von Tana French

»Grabesgrün« von Tana French

Titel der Originalausgabe: In the Woods
Übersetzung von: Ulrike Wasel & Klaus Timmermann
Verlag der dtsch. Ausgabe: S. Fischer

Schwächer als spätere Bücher

Handlung

Rob Ryan, ein Ermittler der Dubliner Mordkommission, kehrt in den beschaulichen Vorort seiner Kindheit zurück, nachdem dort ein kleines Mädchen ermordet wurde. Im gleichen Wald verschwanden vor 20 Jahren zwei seiner Freunde, er selber wurde schwer traumatisiert aufgefunden und konnte sich an nichts erinnern. Der Fall blieb ungelöst, die anderen Kinder wurden nie gefunden – doch nun beschleicht ihn und seine Partnerin Cassie Maddox der Verdacht, dass der neue Mordfall damit in Zusammenhang stehen könnte.

Böse Überraschung

Normalerweise liebe ich Tana Frenchs Bücher sehr. Ihr atmosphärischer, oft lyrischer Schreibstil, die vielschichtigen Plots und die langsam schwelende Spannung, die komplexen Charaktere – für mich ist diese Mischung normalerweise ein Garant für eine 5-Sterne-Bewertung.Doch wäre “Grabesgrün” mein erstes Buch von ihr gewesen, ich hätte wahrscheinlich keines ihrer weiteren Bücher gelesen.

Schreibstil und Schlüssigkeit

Der Schreibstil hat zwar großartige Momente, ist aber zu ausschweifend; das Buch hätte meines Erachtens nicht 704 (!) Seiten haben müssen. Der Fall bringt zwar alle Zutaten eines großartigen Thrillers mit, jedoch fand ich bereits im ersten Drittel sehr offensichtlich, wer das Kind getötet hat – so offensichtlich, dass ich das erst für eine falsche Fährte hielt, aber nein … Rob Ryan, der es eigentlich besser wissen sollte, fällt wie ein Neuling auf plumpe Täuschungsmanöver herein.

Charakterisierung

Für mich war auch sehr enttäuschend, wie Rob im Verlauf der Handlung zunehmend an Glaubwürdigkeit und Sympathiepunkten verliert.

Im ersten Teil des Buches wird die tiefe platonische Freundschaft zwischen Rob und Cassie wunderbar beschrieben, ihr humorvoller Schlagabtausch ist ein dringend benötigtes Gegengewicht zum tragischen Thema Kindsmord. Doch dann macht Rob eine 180-Grad-Wende: Der gute Ermittler wird leichtgläubig, der gute Freund illoyal und zutiefst unsympathisch. Basierend auf seiner bisherigen Charakterisierung fühlte sich das nicht wie eine überzeugende, natürliche Entwicklung an. Sehr enttäuschend.

Fazit

Deutliche Kritikpunkte

Da ich schon mehrere Bücher von Tana French gelesen habe, die mich alle begeistern konnten, betrachte ich »Grabesgrün« als bedauerliche Ausnahme. Es ist ihr Debütroman, da merkt man vielleicht, dass sie als Autorin noch unerfahren war? Jedenfalls wird mich das nicht davon abhalten, auch in Zukunft Bücher von ihr zu lesen.

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