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Ein Rezensionsexemplar des Buches wurde mir von NetGalley im Auftrag des Verlags zur Verfügung gestellt.
Titel der Originalausgabe: Marrið í stiganum
Übersetzung von: Freyja Melsted
Verlag der dtsch. Ausgabe: Kiepenheuer & Witsch
Verlag des Originals: Veröld
Inhaltsverzeichnis
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Handlung
Originalität & Einfallsreichtum
Spannungsbogen
Logik & Schlüssigkeit
Charaktere
Schreibstil
Fazit
Handlung
Als in der Nähe des Leuchtturms der isländischen Stadt Akranes die Leiche einer zunächst unbekannten jungen Frau gefunden wird, stellt sich schnell heraus, dass sie keine Fremde in dem kleinen Ort ist. Polizistin Elma, die selbst in Akranes aufgewachsen und nach dem Ende ihrer Beziehung aus Reykjavík in den Ort ihrer Kindheit zurückgekehrt ist, übernimmt die Ermittlungen zusammen mit ihren Kollegen Saevar und Hördur. Gemeinsam stoßen sie auf ein Geheimnis in der Vergangenheit der Toten, dessen Folgen bis heute nachwirken.
Im Zuge der weiteren Ermittlungen entdecken Elma und ihr Team nach und nach eine Reihe weiterer, lang verborgener Verbrechen, die die gesamte Community der Stadt erschüttern. Aus den oft bruchstückhaften Erinnerungen von Zeug*innen und Beteiligten müssen sie die Vorkommnisse von damals rekonstruieren. Dabei bleibt nichts so, wie es zunächst scheint, und auch die Ermittler*innen haben immer wieder mit ihren eigenen Dämonen zu kämpfen.
(Klappentext)
Mord in einer kleinen Hafenstadt
Spannungsbogen & Tempo
Das ruhige Tempo und die dichte Atmosphäre, die ich inzwischen mit Islandkrimis verbinde, finde ich sehr ansprechend. Da wird nicht mit billigen Schockeffekten oder leerer Action gearbeitet, die Spannung glimmt langsam und im Verborgenen. Die Handlung ist hier komplex und interessant konstruiert; manches kann man sich zwar denken, aber nur insoweit, dass es der Geschichte einen soliden Rahmen gibt.
Das Ende allerdings… Das enttäuschte mich. Zum einen, weil ich das Verhalten eines beteiligten Charakters nicht glaubhaft fand. Zum anderen, weil manches nicht bis ins Letzte aufgeklärt und für mein Empfinden auch der Gerechtigkeit nicht vollends Genüge getan wird. Es wirkte nach dem bisherigen ruhigen Tempo auf mich etwas übereilt – zack, so war das also.
Charaktere
Die Charaktere erschienen mir anfangs schlüssig und interessant gezeichnet; Ermittlerin Elma wurde als sympathische Protagonistin eingeführt. Besonders die Passagen, die aus der kindlichen Sicht eines der Hauptcharaktere geschrieben sind, sind authentisch und schlüssig. Das sind für mich auch die stärksten Kapitel des Buches – und die am schwersten erträglichen, weil hier ein Kind von allen Erwachsenen in seinem Leben im Stich gelassen wird. Dabei verzichtet die Autorin erfreulicherweise auf konkrete Schilderungen gewaltsamer Ereignisse, aber man kann sich vieles denken.
Im Laufe des Buches fühlte ich mich jedoch von manchen Charakteren enttäuscht, die sehr auf bestimmte Charakterzüge reduziert werden; da hätte ich mir mehr Tiefgang und eine differenziertere Darstellung gewünscht.
Logik & Schlüssigkeit
Die Polizeiarbeit ist zunehmend schlampig, was allerdings nicht Elmas Schuld ist – die ermittelt so solide, wie es ihr ohne echte Unterstützung möglich ist. Man will sich wohl nicht anlegen mit den Urgesteinen des Ortes… Das passt zwar dazu, dass wir hier in einer Kleinstadt sind, wo jeder jede kennt; ich fühlte mich beim Lesen dennoch frustriert. Uff. Aber das ist natürlich auch typisch für das Genre: Oft sind die Protagonist:innen eben die, die im Alleingang und gegen die Anweisungen ihrer Vorgesetzten ermitteln müssen.
Dennoch hätte ich mir eine fundiertere Ermittlungsarbeit gewünscht. Elma war für mich als Charakter dann doch nicht stark genug, um diesen Aspekt der Geschichte zu tragen.
Schreibstil
Die Sprache fand ich durchwachsen: Mal ist sie klar und schlicht, dabei jedoch ausdrucksstark, dann wiederum wirkte sie auf mich banal und oberflächlich. Vieles wird aufgelistet, ohne es die Lesenden wirklich erleben zu lassen.
»Hörður hatte viele gute Eigenschaften. Er war einfallsreich, aufmerksam und besaß eine angenehme Ausstrahlung.«
Das würde ich mir viel lieber selber anhand seines Verhaltens erschließen. Ich habe mal in die englische Übersetzung reingelesen, nur so zum Vergleich – und die streicht viele dieser Passagen komplett, so auch den gerade zitierten Satz!
Die Autorin ist meines Erachtens wesentlich besser darin, mit Beschreibungen von Wetter und Meer Atmosphäre zu erzeugen, als Charaktere stimmig darzustellen. Die Dialoge fand ich zum Teil auch etwas holprig; manche vermitteln auf eine Art und Weise Informationen, die auf mich gestellt und aufgesetzt wirkte.
Fazit
Anfangs war ich sehr angetan von der ruhigen Spannung, dem Setting und den Charakteren, aber die Sprache hat mich zunehmend enttäuscht – und ein paar der Charaktere erschienen mir dann doch sehr plakativ gezeichnet.
Das Ende fand ich eher enttäuschend.
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