[ Lesegelaber ] Der Deutsche Buchpreis und die Geschlechterverteilung

Diese Woche wurde die Shortlist des Deutschen Buchpreises verkündet.

Darauf vertreten sind vier Autorinnen und zwei Autoren.

Eine ironisch gemeinte Äußerung von User @papavanpaul auf Twitter, die ich peinlicherweise für bare Münze nahm, regte mich erst auf und dann dazu an, mal einen Blick auf die Statistik zu werden. Und zwar schrieb er:

“Hoffentlich ist Bov ein Männername! Die Bücher sind egal, aber wenn jetzt die Männer wegen der ganzen Gleichstellerei am Ende noch benachteiligt werden, drehe ich durch!”

Meine erste (gedankliche) Reaktion aus dem Bauch heraus war:

“Gleichstellerei??!!!? Nur, weil es mal mehr Autorinnen als Autoren sind? Was ist mit den ganzen Jahren, in denen die Frauen deutlich unterrepräsentiert waren?!”

Gut, dass ich das wenigstens nicht so auf Twitter geschrieben habe!

Meines Erachtens liegt es durchaus im Rahmen des Möglichen, dass jemand eine Aussage wie die von @papavanpaul ernst meinen könnte – Menschen sagen und glauben die erstaunlichsten Dinge. Aber nein, @papavanpaul hat es nicht ernst gemeint, und ich habe auch keinen Shitstorm gestartet, sondern nur einen Zahlenregen niedergehen lassen…

Und zwar habe ich mir die Shortlists der letzten 15 Jahre genauer daraufhin angeschaut, wie oft es überhaupt schon vorgekommen war, dass auf einer Shortlist mehr Autorinnen als Autoren standen.

Die Antwort: dies ist erst das zweite Mal überhaupt. Hier zwei einfache Grafiken dazu:

Finalisten seit 2005: 60 Männer 36 Frauen

Shortlist Verteilung 2005 bis 2020
Verteilung Shortlist

Damit belegten Männer 62,5% der Finalistenplätze und Frauen 37,5% . Bei den tatsächlichen Gewinnern liegen die Zahlen näher beieinander: es waren 8 Männer und 7 Frauen.

Wie seht ihr das: gibt es Gleichberechtigung in der Literaturszene?

Und lässt sich das mit nackten Zahlen be- bzw. widerlegen?

Ich persönlich denke, dass 15 Jahre an Daten eigentlich zu wenig sind, um eine definitive Aussage zu treffen. Aber es hat schon ein Geschmäckle: zehnmal waren deutlich mehr Männer nominiert als Frauen, dreimal war es Gleichstand, nur zweimal hatten die Frauen die Nase vorn.

Aber seit 2013 nähern sich die Zahlen einander im Durchschnitt an, auch wenn es (noch) nicht komplett auf 50:50 hinausläuft.

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