#Rezension Deborah Falaye: Blood Scion

Deborah Falaye: Blood Scion

Es gibt noch keine deutsche Übersetzung.

»Treat something like a monster and it will certainly learn to become a monster«

Birdies

Die Geschichte ist eine fesselnde Mischung aus Fantasy und dystopischen Themen, erzählt in einem wunderschönen, aussagestarken Schreibstil. Sie bezieht viel ihrer Inspiration aus der Mythologie der Yoruba, welche hier die Kultur eines Volkes repräsentiert, das in einem gnadenlosen Genozid unterdrückt und ausgelöscht wird. Deborah Falaye setzt sich furchtlos mit schwerwiegenden realen Themen wie Krieg, Kindersoldaten und Kolonialismus auseinander und fängt den tiefsitzenden Rassismus, der diese Welt durchdringt, auf erschreckend authentische Weise ein.

Dies mag zwar für junge Erwachsene geschrieben sein, aber die düsteren Handlungselemente sorgen für eine Lektüre, die auch für ältere Leser:innen emotional zermürbend ist.

»You replace our smiles with blood, our hearts with bullets. «

Buch 1

Die Geschichte dreht sich um die fünfzehnjährige Sloane, die eine direkte Nachfahrin der Orisha, der alten Götter, ist – eine sogannte Scion. Ihr ganzes Leben lang hat sie ihre Magie vor den Nightwalkers verborgen gehalten, einer geheimen Polizeieinheit, die Scions jagt und tötet. Ihre Mutter verschwand vor zwei Jahren, und jede Nacht gräbt Sloane in den Gräbern der Opfer der Nightwalkers, um wenigstens ihre Überreste zu finden. Als sie in die Armee der Lucis, der Unterdrücker, eingezogen wird, entspinnt sich ein albtraumhaftes Szenario.

Die Kindersoldaten werden einer brutalen, entmenschlichenden Militärausbildung unterzogen. Sie werden auf unzählige Arten gebrochen, was sie anfälliger für Gehirnwäsche macht und somit bereit, in die Schlacht zu ziehen – oder in vielen Fällen, eher zur Schlachtbank. Sie werden gegeneinander ausgespielt, was ihnen sogar den Trost jeglicher Kameradschaft raubt.

»You destroy our innocence and our beings.«

Pastel Bird 6

Die Geschichte ist sicherlich hochspannend, aber manchmal habe ich an ihrer Plausibilität gezweifelt:

Nach nur zwei Tagen hat die Gehirnwäsche bereits dazu geführt, dass die Kinder ihren Peinigern zujubeln und darauf brennen, in den Krieg geschickt zu werden. Sie vollbringen nahezu unmögliche Leistungen, ohne vorher jemals militärisch ausgebildet worden zu sein. Sloane ist zum Beispiel die Einzige, der es beim allerersten Versuch nicht gelingt, ein Sturmgewehr wenigstens halbwegs korrekt abzufeuern.

Außerdem kostet die Ausbildung mehr als die Hälfte der Rekrut:innen das Leben, weil sie nicht für würdig erachtet werden, im noblen Krieg der Lucis zu kämpfen. Selbst wenn man die ethischen Fragen mal außer Acht lässt: Kann eine Armee es sich in Kriegszeiten wirklich leisten, hunderte von Soldat:innen einfach so wegzuwerfen wie menschlichen Müll?

Die Geschichte war jedoch so fesselnd, dass ich über diese Zweifel hinwegsehen konnte.

»And when you no longer have any use for us, you feed us to the earth.«

Pastel Bird 2

Sloane selbst ist eine zwiespältige Heldin, die schon früh gelernt hat, dass es in dieser Welt manchmal heißt, das eigene Überleben über alles zu stellen. Im Rahmen ihrer militärischen Ausbildung ist sie nun gezwungen, Kinder in ihrem Alter oder sogar jünger zu töten, um ihr eigenes Leben zu retten. Gleich am ersten Tag werden sie und die anderen Rekrut:innen vor eine schreckliche Wahl gestellt: Tu etwas so Schreckliches, dass die Schuld für immer auf deiner Seele lasten wird, oder stirb. (Da muss ich vage bleiben, um nicht zu viel zu verraten.)

Das ist psychologische Folter, aber Sloane lässt sich nicht brechen. Zunächst wird sie von ihrer Entschlossenheit, die Wahrheit über das Verschwinden ihrer Mutter herauszufinden, angetrieben, später von dem Wunsch, die Herrschaft der Lucis in einem brennenden Inferno zu beenden. Trotz allem findet sie Freunde, die sich genau wie sie an die Menschlichkeit klammern, die ihnen Stück für Stück geraubt werden soll.

»Humanity, always.«

Buch 4

Ihre Gedanken sind berührend, mal zornig und voller Schmerz, dann wiederum ein leidenschaftliches Manifest dafür, niemals aufzugeben. Sie hat einen klaren Blick auf die Mechanismen des Rassismus und die Grausamkeit des herrschenden Militärstaates. Sie lenkt den Blick des Lesers auch auf die weniger offensichtlichen Formen des Rassismus, wie die kulturelle Aneignung. Besonders ergreifend fand ich ihre Gedanken zum Überleben sexueller Gewalt:

»They think because we are girls, that we are something to be preyed upon. They are wrong. We are not helpless; we are not broken. Despite what scars they leave behind, our bodies are our own. Everything we feel, everything we are, belongs to us and us alone. Yes, we are girls, but we are not prey.«

Gern gelesen

Dies ist ein Buch, das von Schmerz und Tod durchdrungen ist, das von einer Gräueltat nach der anderen erzählt. Das macht es schwer, es zu genießen, aber es ist auch schwer, es aus der Hand zu legen. Ich applaudiere der Autorin dafür, dass sie wichtige Themen für ein junges Publikum aufgreift.

🇬🇧🇺🇸 Rezensionen zu diesem Buch

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