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Was ist ‘Moment mal’?
Moment mal’ zeigt euch eine Momentaufnahme meiner kleinen Lesewelt. Was ich gelesen habe, gerade lese, lesen will… Und was mir sonst noch so einfällt!
Seit dem letzten ‘Moment Mal!’ rezensiert
Arno Grünberg: Besetzte Gebiete
Psychiater Otto Kadoke verliert nach falschen Anschuldigungen seine Lizenz und seinen guten Ruf. In einer Art Kurzschlussreaktion nimmt er die Einladung seiner zionistischen Großkusine Anat an, zu ihrer Familie ins Westjordanland zu ziehen, wo er ihr als geweissagtes Wunder viele Kinder zur Bevölkerung des Heiligen Landes machen soll.
Was für eine Achterbahnfahrt war dieses Buch für mich! Hellauf begeistert in den ersten Abschnitten, dann maßlos enttäuscht, und im letzten Abschnitt konnte mich das Buch dann doch wieder überzeugen. Dennoch: auch wenn ich wieder ein Stück weit versöhnt wurde, finde ich die absurden Elemente der Geschichte einfach zu viel, zu gewollt schockierend, zu konstruiert. Meines Erachtens wäre es stimmiger, wenn der Autor die Absurdität ein klein bisschen heruntergefahren hätte.
Grenzüberschreitende Satire kann großartig sein, hier wird sie für mich durch reine Übersättigung vollkommen ‘geschmacklos’ – im Sinne von, da ist keine Würze mehr drin, weil es so ein Mischmasch von gewollt schockierenden Elementen ist.
[ Meine ganze Rezension zu “Besetzte Gebiete” ]
Julie Estève: Ich, Antoine
In einem Dorf in den Bergen Korsikas ist der vermutlich geistig behinderte Antoine Orsini der Dorftrottel – und als ein 16-jähriges Mädchen tot aufgefunden wird, wird er zum Sündenbock. Nach langer Haftstraße kehrt er zurück und nimmt sein Leben am Rande der Gesellschaft wieder auf, immer noch verhasst und verhöhnt. Seine Geschichte erzählt er nicht den Mitmenschen, die ihn verstoßen haben, sondern einem kaputten Plastikstuhl.
Es bleibt lange offen, ob Antoine schuldig ist oder nicht – aber die Menschen im Dorf, die haben sich auf jeden Fall schuldig gemacht, in dem sie diesen offensichtlich hilfsbedürftigen Menschen gnadenlos ausgegrenzt haben. Er ist der Schwachkopf, der Spasti, das Ungeheuer, das macht es einfacher, ihn nicht als Mitbürger zu sehen, dem man zumindest ein Grundmaß an Respekt und Mitgefühl schuldet.
“Ich, Antoine” ist mit Sicherheit keine Wohlfühllektüre, denn Antoine erzählt ungeschönt und ohne Filter, aber es ist ein Roman, dem ich mich nicht entziehen konnte oder wollte.
[ Meine ganze Rezension zu “Ich, Antoine” ]
Simon Sailer: Das Salzfass
In einer atmosphärisch dichten Groteske erzählt Simon Sailer von Antiquitätenhändler Maurice, dem ein altes Silberfässchen zum Verhängnis wird – es verschlingt buchstäblich sein ganzes (Berufs)leben und er weiß nicht, wie er es loswerden soll. Kaufen will es keiner, nicht mal geschenkt haben, und ignorieren lässt es sich auch nicht.
Ich liebe den einzigartigen Schreibstil des Autors, seinen feinen Humor, die trügerische Vielschichtigkeit seiner Geschichten, deren Spiel mit Realität und Wahn… Auch wenn “Das Salzfass” nur 128 Seiten umfasst, enthalten diese doch viel mehr Bedeutung, als du bei einmaliger Lektüre begreifen kannst – definitiv ein Büchlein zum mehrfach lesen!
[ Meine ganze Rezension zu “Das Salzfass” ]
Seit dem letzten ‘Moment Mal!’ beendet
(Rezension folgt noch)
Nam-Joo Cho: Kim Jiyoung, geboren 1982
Dieser Roman ist zweifelsohne sehr wichtig. Er zeigt, was für einen weiten Weg wir noch vor uns haben, damit Frauen wirklich gleichberechtigt sind – besonders Frauen, die Kinder haben und danach nicht ausschließlich auf Kindererziehung und Haushalt reduziert werden wollen. Auch wenn die Geschichte in Korea spielt, können sich wahrscheinlich Frauen aus der ganzen Welt darin wiederfinden.
Ich bin froh, das Buch gelesen zu haben, auch wenn der Schreibstil eher nüchtern ist und nicht dazu einlädt, auf emotionaler Ebene mitzufühlen. Dennoch war ich traurig, ernüchtert, wütend.
Nur ganz am Schluss war ich bass erstaunt, wie schnell die Handlung auf einmal abgehandelt und abgeschlossen wurde! Gerade als die Protagonistin wirklich am Limit ist, weil sie nicht mehr umgehen kann mit all den Erwartungen und Einschränkungen, klinkt sich die Geschichte aus und wechselt auf eine männliche Perspektive, die im Grunde all das verkörpert, was noch zu ändern wäre. Möglicherweise soll das aber auch die Hilflosigkeit zeigen, und die Tatsache, dass noch sehr viel im Argen liegt.
Momentane Lektüre
Benedict Wells: Hard Land
Da ich zwischendurch eine Pause eingelegt habe, um andere Bücher zu beenden, kann ich gar nichts Neues über das Buch sagen! Heute will ich damit weitermachen.
Momentane Lesestimmung
Im Moment bin ich ein bisschen lesemüde. Dafür habe ich seit letztem Mal fleißig Rezensionen geschrieben! Das war auch bitter nötig, denn hier warten jetzt IMMER noch vier gelesene Bücher auf die Rezension. Wenn es draußen zu warm geht, gehe ich quasi in Sommerschlaf – das macht für mich viel mehr Sinn als Winterschlaf!
Momentane Lesezahlen
~ der letzten 7 Tage ~
Seiten insg.: 192
Meiste Seiten an einem Tag: 128
Ø Seiten pro Tag: 27
Gelesene Zeit: 4h 16min
Meiste Minuten an einem Tag: 201
Ø Minuten pro Tag: 37
Was liest du gerade?
Kategorie: Moment mal!
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