Lesemonat Juli ’23

Lesetagebuch Juli ’23

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🇬🇧🇺🇸 Hinweis:

Titel, die ich auf Englisch gelesen habe, werden hier nicht immer besprochen. Manche findet ihr nur auf meinem englischen Instagram:

⬞ Ayesha Manazir Siddiqi: The Centre
⬞ Jacqueline Pretty: Powerless

Lesetagebuch

Max Barry: Die 22 Tode der Madison May

🇩🇪 Max Barry: Die 22 Tode der Madison May
🇩🇪 Übersetzung: Bernhard Kempen
🇦🇺 Titel: The 22 Murders of Madison May

Die Immobilienmaklerin Madison May wurde ermordet. Mal wieder. Denn ihr Mörder springt durch die Parallelwelten, stets auf der Suche nach der perfekten Version von Madison: schön, erfolgreich – und willens, ihm und seiner obsessiven Verliebtheit eine Chance zugeben. Tja, und wenn daraus nichts wird, zückt er das Messer…

Doch dieses Mal heftet sich die Journalistin Felicity, die über den Mord an Madison schreibt, an seine Fersen, was sie beinahe mit dem Leben bezahlt. Aufgewühlt muss sie feststellen, dass sie zwar überlebt hat, ihr Leben aber auf einmal ein anderes ist. Felicity ist nicht mehr in ihrem New York – sondern in einer Parallelwelt, in der der Mörder wieder auf die Jagd geht.

Gern gelesen

Eines direkt vorweg: Die Handlung erinnert mich sehr an »Shining GIrls« (Buch und Serie) von Lauren Beukes. Hat unsere Heldin Felicity es hier mit einem Mörder zu tun, der durchs Multiversum reist, jagt Protagonistin Kirby in »Shining Girls« einen zeitreisenden Mörder. Wie Felicity muss auch Kirby (allerdings nur in der Serie) feststellen, dass ihr Leben sich mit einem Schlag verändert hat – inklusive einer ebenfalls verschwundenen Katze.

Dennoch konnte mich Max Barry mit seinem Roman überzeugen, denn letzlich gibt es doch mehr Einzigartiges als Übereinstimmungen – und die Geschichte ist einfach fesselnd geschrieben.

Ganze Rezension: »Die 22 Tode der Madison May« von Max Barry

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Gerda Blees: Wir sind das Licht

🇩🇪 Gerda Blees: Wir sind das Licht
🇩🇪 Übersetzung: Lisa Mensing
🇳🇱 Titel: Wij zijn licht

Muriel, Petrus, Melodie und Elisabeth verfallen skrupellosen Gurus, die für einen stolzen Preis ihr Heilversprechen predigen: Glaubst du nur daran, kannst du mit der richtigen Einstellung und disziplinierter Selbstkontrolle auch ohne Nahrung leben, vom Licht allein. Und so magern die Mitglieder dieser kleinen Kommune immer mehr ab, sehen dies indes keineswegs als Beweis dafür, getäuscht worden zu sein. Vielmehr zieht sie ein Gefühl der eigenen Unzulänglichkeit in den Sog einer stillen Tragödie.

Lieblingsbuch

Gerda Blees erzählt von Menschen, die verzweifelt der Leere in ihrem Leben entgegenwirken. Mit selbstgewähltem Verzicht, sei es auf Nahrung oder materiellen Besitz, trotzen sie ihrer Hilflosigkeit ein Gefühl der Kontrolle ab; je mehr sich diese indes als Kartenhaus erweist, desto mehr gleitet der Verzicht ab ins Absurde.

Mit leichtem Strich und prägnanten Worten zeichnet Gerda Blees Charaktere, die nicht mehr viel zu geben haben, weil sie in jeglicher Hinsicht am Ende ihrer Kräfte sind. Die Tiefe ihrer Gedanken- und Gefühlswelt lässt sich mehr erahnen als erfassen, und dennoch wirken sie vielschichtig und gut ausgearbeitet. Überhaupt ist der Schreibstil eine Freude: anspruchsvoll, kreativ, fesselnd und klar, mit außergewöhnichen Perspektiven – kurz gesagt: einzigartig.

Ganze Rezension: »Wir sind das Licht« von Gerda Blees

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Spiegelstadt

🇩🇪 Christian Handel & Andreas Suchanek: Spiegelstadt. Tränen aus Gold und Silber

Gibt es Feenwesen in Berlin? Ja und nein: Verborgen hinter unserer Wirklichkeit existiert ein ganz anderes Berlin, das als Zufluchtsort erschaffen wurde – die Spiegelstadt. Hier sollen die Feenwesen sicher sein vor den Menschen, und hier haben die schillernden 20er Jahre nie geendet. Um die Sicherheit zu gewährleisten, sind Reisen zwischen den Welten streng verboten und nur mithilfe goldener Tränen möglich, die schwer zu bekommen sind. Und doch gibt es einen geheimen Austausch – und einen steten Zustrom von Flüchtenden. Denn für viele Feenwesen ist die Spiegelstadt nicht mehr Refugium, sondern der Sitz einer unerbittlichen Diktatur.

Auf einer 20er-Jahre-Party in unserem Berlin begegnen sich der Mensch Max und das Feenwesen Lenyo. Es funkt direkt zwischen den beiden jungen Männern – und bevor Max sich versieht, ist er mitten drin in einem gnadenlosen Machtkampf.

Gern gelesen

Urban Fantasy, eine Liebesgeschichte mit gelungener LGBTQIA*-Repräsentation, ‘Coming of Age’ und 20er-Jahre? Die Autoren verbinden dies zu einer kreativen, einfallsreichen Mischung mit magischem Flair, frischen Ideen und einem gelungenen Weltenaufbau. Die Handlung schreitet rasant voran, voller Action und überraschender Wendungen.

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»12 Grad unter Null« von Anna Herzig

🇩🇪 Anna Herzig: 12 Grad unter Null

Greta ist schwanger, doch ihr Glück findet ein abruptes Ende, als ein neues Gesetz den Männern erlaubt, jegliches Geld von Frauen zurückzufordern, das sie in sie ‘investiert’ haben. Das reicht von Geschenken bis hin zu Kindergeld, ungeachtet der Umstände, und die Frauen werden mit Rechteentzug bestraft, können sie nicht zahlen. Auch Gretas Verlobter Henri verlangt mit ungeahnter Kälte sein Geld zurück.

Verzweifelt bittet die werdende Mutter um Asyl bei ihrer Schwester, mit der sie eine problematische Geschwister-Dynamik verbindet: Während Greta immer das Lieblingskind des Vaters war, konnte Elise nichts richtig machen und bekam das auch zu spüren – was sie wiederum an Greta weitergab. Nun versuchen die Schwestern, zwischen Wut und Hilflosigkeit ein neues Miteinander zu finden.

Gern gelesen

Die Geschichte entfaltet sich eher langsam, baut aber ein enormes Spannungspotential auf. Wütend und beklommen kannst du als Leser:in nur zuschauen, wie Frauenrechte demontiert werden und eine hässliche neue Welt wie eine Lawine über die Protagonistinnen hereinbricht. Greta und Elise versinnbildlichen toxische Strukturen und problematische Familienverhältnisse im Allgemeinen, veranschaulichen aber besonders deutlich, wie Frauen sich in fehlgeleitetem Zorn gegeneinander wenden können.

Insgesamt war das Buch für mich eine intensive Lektüre, die mich immer wieder sehr wütend machte. Aufgrund der Kürze des Romans bleiben manche Themen zwangsläufig etwas dünn und werden eher angedeutet als vollständig erforscht, doch dies zieht Leser:innen hinein in einen exakt ausgeloteten Abgrund.

Ganze Rezension: »12 Grad unter Null« von Anna Herzig

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»All die Liebenden der Nacht« von Mieko Kawakami

🇩🇪 Mieko Kawakami: All die Liebenden der Nacht
🇩🇪 Übersetzung: Katja Busson
🇯🇵 Titel: ‎ すべて真夜中の恋人たち Subete mayonaka no koibitotachi

Fuyuko ist Mitte 30 und lebt allein. Sie arbeitet als Korrekturleserin und würde auf Nachfrage wohl sagen, sie sei vollkommen zufrieden. Doch eines Tages erblickt sie ihr Spiegelbild und erschrickt, denn sie sieht eine zutiefst unglückliche Frau. Ob Alkohol es ihr leichter machen würde, auf andere Menschen zuzugehen? Aus einem Feierabendbier werden vier oder fünf am Morgen, dann eine Thermoskanne Sake, die sie überall mit sich trägt.

Am persönlichen Tiefpunkt begegnet sie einem Mann, der nichts von ihr fordert. Sie unterhalten sich über Physik, Musik – und über Licht.

Lieblingsbuch

Kawakami erzählt von einer Frau an der Schwelle zur Selbsterkenntnis. Ohne sich dessen vollends bewusst zu sein, wird Fuyuko gehemmt von dem tief verwurzelten Wunsch, still und nützlich so wenig Raum wie möglich einzunehmen und nichts für sich selbst zu fordern.

Eine Vielzahl von Themen wird nuanciert aufgefächert, die Geschichte ist komplex und vielschichtig. Sie erkundet Facetten des modernen Frauseins und der persönlichen Identität, in Konflikt mit dem Patriarchat und den gesellschaftlichen Normen im zeitgenössischen Japan. Dennoch geht der Roman über kulturelle Grenzen hinaus und erzeugt eine universelle Resonanz, sodass sich Leser:innen weltweit in ihm wiederfinden werden.

Ganze Rezension: »All die Liebenden der Nacht« von Mieko Kawakami

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»Die Insel der Unschuldigen« von Jess Kidd

🇩🇪 Jess Kidd: Die Insel der Unschuldigen
🇩🇪 Übersetzung: Werner Löcher-Lawrence
🇬🇧 Titel: The Night Ship

Gern gelesen

Kidd greift eine historische Begebenheit auf: den Schiffbruch der Batavia, der 1629 in einem Massaker endete. Sie verbindet diesen ganz realen Horror mit magischem Realismus und Folklore, um menschliche Abgründe auszuloten – und das mit schonungsloser Ehrlichkeit. Dieses Miasma von Trauma, Verlust und Gewalt schnürt dir als Leser:in die Kehle zu, und doch, und doch …

Der wunderschöne Schreibstil geleitet dich durchs finstere Tal; hier und dort blitzen als Leuchtfeuer die positiven Aspekte der menschlichen Natur auf, wie ein selbstloses Geschenk oder ein Moment des stillen Trostes. Die Autorin brilliert mit einer einzigartigen Erzählweise voller Atmosphäre und lebendiger Bilder – und einer Prise Humor, die hilft, das Unerträgliche erträglich zu machen.

Ganze Rezension: »Die Insel der Unschuldigen« von Jess Kidd

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Der Bojenmann

🇩🇪 Kester Schlenz & Jan Jepsen: Der Bojenmann

In Hamburg geschehen grausame Morde: einer der »Bojenmänner«, der berühmten auf Flachwassertonnen montierten Skulpturen, wurde durch eine plastinierte Leiche ersetzt. Kommissar Thies Knudsen und sein Team stehen vor einem Rätsel – und schon bald werden weitere Bojenmänner gegen Leichen ausgetauscht. Ratlos bittet Knudsen seinen Freund Oke »La Lotse« Andersen um Hilfe, der sich bestens im Hafen der Hansestadt auskennt. Die Spur führt zu einer verschwundenen Person und einer internationalen Seemannsmission. Wird es ihnen gelingen, den Mörder zu stoppen, bevor er erneut zuschlägt?

Deutliche Kritikpunkte

Regionalkrimi nach Schema F: Die Ermittler essen regionale Küche, es wird mehrfach auf Sehenswürdigkeiten hingewiesen, sodass ich den Eindruck gewann, das Buch diene auch als Werbung für die Stadt Hamburg. Die Zusammenstellung der Ermittlertruppe weist viele typische Eigenschaften auf – alle Charaktere haben ungewöhnliche oder schrullige Eigenschaften.

So bringt die toughe Dörte „Harry“ Eichhorn zum Beispiel ihren Mops Gustav mit ins Kommissariat, gegen Protest, und legt die ein oder andere filmreife Karate-Szene hin. Kommissar Thies Knudsen bespricht seine Fälle am liebsten mit Oke »La Lotse« Andersen, obwohl der Zivilist ist und Knudsen im Grunde an die Schweigepflicht gebunden. Die Ermittler haben Spitznamen, es gibt Rivalitäten und Freundschaften – kann ich mir sehr gut als Fernsehserie vorstellen! Das ist sicher alles nicht schlecht gemacht und ist auch unterhaltsam, aber es liest sich für mich etwas gewollt. Klaus-Peter Wolff lässt grüßen.

Der Schreibstil liest sich mal gut und flüssig, mal etwas dröge und zu gewollt. Positiv kann ich attestieren, dass die Idee eines Mörders, der seine Opfer àla Körperwelten plastiniert, zumindest mal was Neues ist. Insgesamt bekommt das Buch von mir aufgerundete zweieinhalb Sterne – und daher keine ausführlichere Rezension.

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Rin Usami: Idol in Flammen, Buchcover, Verschwommenes gemaltes Portät einer blonden Frau vor blauem Hintergrund, rote Schrift

🇩🇪 Rin Usami: Idol in Flammen
🇩🇪 Übersetzung: Luise Steggewentz
🇯🇵 Titel: Oshi, Moyu 推し、燃ゆ

Masaki ist Mitglied einer beliebten J-Pop-Gruppe, wird geradezu angebetet von seinen Fans. Dazu zählt auch die Schülerin Akari, die sich wie besessen mit ihm und seinem Leben beschäftigt. Alles wird notiert und analysiert, sie führt einen Blog, der ausschließlich ihm gewidmet ist. Sie arbeitet Überstunden, um sich Tickets und teure Fanartikel leisten zu können, und vernachlässigt darüber die Schule. Dann platzt die Bombe: Masaki soll einen weiblichen Fan geschlagen haben. Für viele Fans schlägt Liebe um in Verachtung und Hass, doch Akari ist fest entschlossen, ihrem Idol die Treue zu halten – koste es, was es wolle.

Gern gelesen

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Buch 2

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