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Was ist ‘Moment mal’?
Moment mal’ zeigt euch eine Momentaufnahme meiner kleinen Lesewelt. Was ich gelesen habe, gerade lese, lesen will… Und was mir sonst noch so einfällt!
Seit dem letzten ‘Moment Mal!’ rezensiert
Yulia Marfutova: Der Himmel vor hundert Jahren
In einem kleinen russischen Dorf, irgendwann ums Jahr 1918 herum, scheinen Zeit und Welt stillzustehen. Weit weg sind der Bürgerkrieg, die politischen Umwälzungen, die Machtkämpfe… Im Kleinen lassen sich im Dorf indes ähnliche Strukturen beobachten, so dass die Geschehnisse wirken wie eine Parabel, die Bewohner wie Charaktere in einem satirischen Puppenspiel.
Das Buch habe ich quasi in einem Rutsch weggelesen, ich fand es unwiderstehlich. Der Schreibstil ist außergewöhnlich, entwickelt über lange Passagen einen geradezu hypnotischen Sog. Die Autorin setzt gekonnt Stilmittel ein, die leicht zum Überdruss führen könnten (z.B. häufige Wiederholungen), bei ihr aber perfekt ein lebhaftes Bild und eine dichte Atmosphäre erzeugen. Ein leichtfüßiger Humor und schrullige Charaktere tun ihr Übriges für eine sehr unterhaltsame Lektüre, die dennoch nicht trivial ist.
[ Meine ganze Rezension zu “Der Himel vor hundert Jahren” ]
Seit dem letzten ‘Moment Mal!’ beendet
(Rezension folgt noch)
Marianna Philips: Die Beichte einer Nacht
Ein Teil des Endes war für mich eine Überraschung, ein Teil war genau das, was ich erwartet hatte.
Jetzt macht Sinn, dass die Protagonistin in einer Nervenheilanstalt sitzt, und es ist im Grunde nur die logische Konsequenz ihres Lebens und ihrer Persönlichkeit – ihrer krankhaften Eifersucht, ihres Schönheitswahns. Die wiederum sind die logische Konsequenz ihrer harten, schwierigen Kindheit und Jugend. Mir tat sie immer noch leid, auch wenn sie sich im Laufe des Romans zunehmend als selbstsüchtig und wahnhaft herausstellte. Ich konnte und wollte einfach nicht vergessen, wie sich diese hässlichen Charakterzüge entwickelt hatten. Wenn du als Kind und Jugendliche nie mal nur an dich denken kannst, wenn du immer nur für andere schuften musst, dann ist die Versuchung sicher groß, nur noch an dich zu denken, sobald du es kannst. Wenn deine Schönheit immer dein einziges Kapital war, dann wirst du es so gut wahren und behüten, wie es geht, dann ist Schönheit deine Währung.
G.D. Abson: Tod in Weißen Nächten
Das war das Buch, das unser Krimilesekreis gerade gelesen hat. Wir waren unterschiedlicher Meinung: eine von uns fand es ganz furchtbar, sie hat es sogar abgebrochen, eine fand es ok, die anderen fanden es gelungen und gut geschrieben – wenn auch deprimierend.
Es spielt in Sankt Petersburg. Eine junge Frau ist verschwunden; eigentlich würde die Polizei noch gar nicht ermitteln, aber Zena ist schwedische Studentin und hat einen stinkreichen Vater, da wird Druck gemacht. Natalja Iwanowa, eine Ermittlerin der Kriminalpolizei, bekommt den Fall zugeteilt, was ihrer Karriere je nach Ausgang sehr gut tun aber auch sehr schaden könnte. Wie üblich muss sie sich nicht nur mit unzuverlässigen Zeugen und mangelnden Hinweisen herumschlagen, sondern auch mit dem alltäglichen Sexismus und der Korruption innerhalb der Polizei.
Mir hat das Buch sehr gut gefallen: 1) es ist intelligent geschrieben, mit einem sehr wachen Blick auf die Gesellschaft, in der es spielt, 2) der Fall ist in vielerlei Hinsicht komplex und überraschend, 3) der Schreibstil baut eine dichte Atmosphäre auf, mit Gespür fürs richtige Tempo, 4) es gibt unerwartete Wendungen, die es in sich haben, und 5) die Protagonistin ist eine glaubhafte Persönlichkeit mit Ecken und Kanten, mit der ich durchgehend mitgefiebert habe.
Momentane Lektüre
Nam-Joo Cho: Kim Jiyoung, geboren 1982
Ich fühle mich beim Lesen fast mehr ernüchtert und kraftlos als wütend (das aber auch). In so vielen Ländern immer noch das Gleiche, Emanzipation hin oder her: dumme Sprüche, verschiedene Anforderungen an Männer und Frauen, Lohngefälle, schlechtere Beförderungschancen für weibliche Angestellte, und dann noch so ein Mist wie diese Frage beim Vorstellungsgespräch, wie frau sich verhalten würde, wenn ein Klient zudringlich wird und sie antatscht.
Und dann wird noch gesagt, die FRAUEN würden Scherereien machen. Don’t rock the boat. It’s a man’s world. Und so weiter.
Benedict Wells: Hard Land
Über vieles, was mich bei diesem Buch beschäftigt, möchte ich hier nicht sprechen, weil ich sonst schon zu viel über die Handlung verraten würde! Daher erstmal nur so viel: der 15-jährige Protagonist ist mir sehr sympathisch, und mir gefällt, wie sehr ich mich von diesem Roman wieder in die 80er versetzt fühle – an die kann ich mich gut erinnern, auch wenn ich selber 1985 erst neun Jahre alt war.
Momentane Lesestimmung
Momentan lese ich wieder sehr viel, jedenfalls für meine Verhältnisse! Was bedeutet, dass ich mit den Rezensionen mal wieder nicht hinterher komme… Aber nächste Woche will ich ein paar Tage fürs Schreiben reservieren, und ich hab mir für alle Bücher zumindest schon Notizen gemacht, das ist schon wenigstens etwas. Also: Lesestimmung super, Rezensions-Schreibe-Stimmung auf dem aufsteigenden Ast!
Momentane Leseplanung
Simon Sailer:
Das Salzfass – 128 Seiten
Letzten November war ich von “Die Schrift” von Simon Sailer sehr begeistert! Ich schrieb in meiner Rezension: “Alle paar Seiten dachte ich mir so etwas wie: “Was für ein großartiges Buch, was für eine Freude, was für ein kleiner Schatz!” – und verzweifelte schon im Voraus ob der Aufgabe, eine Rezension zu schreiben und meine Begeisterung zu erklären. Ich glühte für dieses Buch, ich versank voll und ganz darin und hätte gerne auch doppelt so viele Seiten gelesen… Aber warum, warum nur? Das innere Kind bockt: Darum.” Daher bin ich jetzt sehr gespannt auf das Salzfass!
[ Meine Rezension zu “Die Schrift” ]
Momentane Lesezahlen
~ der letzten 7 Tage ~
Seiten insg.: 590
Meiste Seiten an einem Tag: 170
Ø Seiten pro Tag: 84
Gelesene Zeit: 8h 2min
Meiste Minuten an einem Tag: 153
Ø Minuten pro Tag: 69
Meine Blogbeiträge seit dem letzten “Moment mal!”
[ Rezension ] Sharon Dodua Otoo: Adas Raum
[ Rezension ] Yulia Marfutova: Der Himmel vor hundert Jahren
Wie ist deine momentane Lesestimmung?
Kategorie: Moment mal!
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