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Zuletzt rezensiert
Daniela Dröscher: Lügen über meine Mutter
Daniela Dröscher schreibt über ihre Kindheit in den 80ern. Die Plattentektonik ihrer Famile wird scheinbar bestimmt vom Übergewicht der Mutter; die Eltern bewegen sich aufeinander zu, voneinander weg, bis es mal wieder zum Erdbeben kommt: Du bist schuld, sagt der Vater. Wegen dir, weil du nicht vorzeigbar bist, werde ich nicht befördert, nicht anerkannt. Mein Gott, hast du etwa schon wieder zugenommen? Du bist faul. Du hast keinen Elan. Du hast keine Selbstkontrolle.
Dass die Mutter sich halb zu Tode arbeitet, sieht er gar nicht. Zu gefangen ist er in seinen eigenen Minderwertigkeitsgefühlen, zu sehr steht und fällt sein Selbstwert mit seinem gesellschaftlichen Status, den er wiederum untrennbar mit dem Gewicht der Mutter verbindet. Absurd, lachhaft, tragisch. Tragisch für alle Beteiligten. Du ahnst: Wäre es nicht das Gewicht, denn würde der Vater ein anderes Totschlagkriterium finden, um das eigene Scheitern auf die Mutter abzuwälzen.
Der Roman bediente bei mir alle emotionalen Tasten, aber es war vor allem die Wut, die immer wieder aufschäumte ob dieser Ungerechtigkeit, ob dieser Übergriffigkeit. Und damit hat das Buch meines Erachtens schon viel erreicht. Es führt dir glasklar vor Augen, warum der Wert eines Menschen nicht davon bestimmt werden darf, wie gut oder schlecht sich sein Körper ins vorherrschende Schönheitsideal fügt, warum das auch Teil des patriarchalischen Instrumentariums ist.
[ Meine ganze Rezension zu “Lügen über meine Mutter” ]
“Lügen über meine Mutter” ist das Patenbuch der Buchpreisbloggerin Karlotta Lehnert – lottelikesbooks
Instagram: @lottelikesbooks
Jan Faktor: Trottel
In der Vergangenheit habe ich mich manchmal mit dem ein oder anderen nominierten Titel schwergetan, wie letztes Jahr mit “Zandschower Klinken”. Bei dem war ich im Endeffekt jedoch wirklich froh, es gelesen zu haben – obwohl es mir ganz persönlich nicht gefiel. Klingt nach Widerspruch, aber ich konnte die schiere Experimentierfreude anerkennen und freue mich einfach über Bücher, die etwas wirklich Neues aufs Tapet bringen. Das ist mir tausendmal lieber als das zigste Buch, das althergebrachte Themen auf althergebrachte Art behandelt, ohne eigene Impulse.
“Trottel” ist jedoch das erste Buchpreisbuch, das ich widerstrebend abgebrochen habe, nach 62%. Und das, obwohl auch “Trottel” definitiv ausbricht aus dem Althergebrachten. Das Feuilleton ist begeistert, ich jedoch… Nicht so sehr.
[Meine ganze Rezension zu “Trottel”]
“Trottel” ist das Patenbuch der Buchpreisbloggerin Sarah Kugler – Uralte Morla
Instagram: @sarah__ricarda
TikTok: @uralte_morla
Twitter: @RicardaRighetti
Zuletzt beendet
(Rezension folgt noch)
Theresia Enzensberger: Auf See
Hmm. Der Roman liest sich schnell und recht unterhaltsam runter, verbindet darüber hinaus einige interessante Themen wie Neoliberalismus, Kollektivismus vs. Individualismus, Sektentum, Strategien zum nachhaltigen Leben, Gentrifizierung, gescheiterte Zukunftsvisionen und mehr. Lehrreich ist das auf jeden Fall. Aber in meinen Augen krankt die Umsetzung auf erzählerischer Ebene an einer gewissen Oberflächlichkeit – da wird viel angerissen, ohne weiter vertieft zu werden, oder den Leser:innen direkt in Wikipedia-artigen Artikeln als Sachtext vorgesetzt. Der Roman praktiziert oft das Gegenteil von ‘show, don’t tell’: Das passiert, dann passiert das. So ist das, und zwar deswegen. Als Leser:in musst du dir nichts selbst erschließen, die Geschichte ist gradlinig, geht nicht in die Tiefe und dreht um zwei Protagonistinnen, die leider farblos bleiben: Yada ist 17, muss feststellen, dass die Menschen um sie herum wohl eine Art Kult sind, und bricht ohne große Probleme aus. Helena ist Künstlerin und hat aus Versehen eine Sekte gegründet, die jetzt ein ehemaliger Anhänger an sich reißt – was sie aber eigentlich gar nicht stört, denn sie ist passiv, so wahnsinnig passiv in jeder Hinsicht.
Eine ausführlichere Rezension folgt noch.
“Auf See” ist das Patenbuch der Buchpreisbloggerin Jana Malucha – booksnotdead.de
Blog: www.booksnotdead.wordpress.com
Instagram: @booksnotdead.de
Aktuelle Lektüre
Andreas Stichmann: Eine Liebe in Pjöngjang
Ich habe gerade erst damit angefangen, aber der Schreibstil spricht mich schon mal an! Der Autor erzeugt in prägnanten Worten ein Bild von der tiefgehenden Fremdheit, mit der Nordkorea auf westliche Besucher wirkt. Das Pjöngjang des Buches ist eine Farce, ein Schauspiel, und jeder weiß es; alle Beteiligte sind gefangen in ihrer jeweiligen Rolle. Alle lächeln, lächeln – aber deinen Pass musst du abgeben, dein Handy hat keinen Empfang. Keine Sorge, kein Grund zur Sorge – in den letzten Jahren ist nur ein einziger Tourist zu Tode gefoltert worden. Alle sind so herzlich, so hilfsbereit – aber sag bloß nichts, was nicht ins Skript passt.
“Eine Liebe in Pjöngjang” ist das Patenbuch der Buchpreisbloggerin Jana Malucha – booksnotdead.de
Blog: www.booksnotdead.wordpress.com
Instagram: @booksnotdead.de
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Kategorie: Lesetagebuch
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