#Lesetagebuch Kalenderwoche 12 2022

Lesetagebuch

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Zuletzt rezensiert

James Baldwin: Ein anderes Land

James Baldwin: Ein anderes Land

Jazz-Schlagzeuger Rufus ist ein Mann, der unter dem Druck einer Gesellschaft, in der er als Schwarzer stets und überall auf der Hut sein muss, zerbricht. Er wird bedroht, geschmäht und marginalisiert – leider ist das auch sechzig Jahre nach Erscheinen der Originalausgabe immer noch brandaktuell. Seine Angst und sein Hass entladen sich darin, dass er seine weiße Freundin Leona schlägt und demütigt und… Ja, vergewaltigt. Bis er nicht mehr damit leben kann, was aus ihm geworden ist.

Ein wiederkehrendes Thema bei Baldwin: Unterdrückung und Gewalt gebären eine toxische Gesellschaft, die emotional verkrüppelte Menschen hervorbringt, sie von innen zerfrisst wie Krebs. Selbstverachtung wird zu Verachtung wird zu Gewalt. Baldwins Protagonisten sind der Inbegriff dieser fatalen Spirale und machen es den Leser:innen daher durchaus schwer. Sie quälen sich selbst, sie quälen andere, sie verzweifeln an ihrem eigenen pervertierten Selbst. Zwar kommt immer wieder die Liebe ins Spiel, in all ihren Facetten, doch sie bringt öfter das Unheil als das Heil – Leid, nicht Liebe, ist das einende Element der verschiedenen Episoden.

Zugegeben, für mich ist „Ein anderes Land“ womöglich der schwächste von Baldwins Romanen, aber das ist Meckern auf hohem Niveau. Ja, großartige Szenen und komplexe Charaktere werden ein wenig geschmälert durch Längen in der Handlung. Ja, das Buch ist deutlich dialoglastiger, als ich es ansonsten von Baldwin kenne, was manchen Szenen stilistisch einen eher altbackenen Anstrich verleiht. Dennoch ist auch ein Baldwin mit Abstrichen immer noch großartig und ein unschätzbares, einmaliges Bild seiner Zeit; der Roman ist das Lesen auf jeden Fall mehr als wert!

[ Meine ganze Rezension zu “Ein anderes Land” ]

Zuletzt beendet

(Rezension folgt noch)

Mareike Fallwickl: Dunkelgrün, fast schwarz

Mareike Fallwickl: Dunkelgrün, fast schwarz

Das Buch habe ich letzten Sommer begonnen und auch zum Großteil gelesen – aber dann kam einiges dazwischen, wie zum Beispiel ein paar Leserunden, für die ich mich vorher schon eingetragen hatte. Zwischendurch habe ich dann fast vergessen, dass ich es tatsächlich nie beendet habe! Aber erstens mag ich es nicht, Dinge unbeendet zu lassen, und zweitens ist es ein wirklich großartiger Roman, der das nicht verdient hat. Wegen der langen Pause habe ich ihn noch mal ganz von vorne gelesen.

Die Sprache ist grandios, unglaublich evokativ und atmosphärisch. Außerdem ist die Autorin eine Meisterin darin, die komplexen Persönlichkeiten ihrer Charaktere und deren kompliziertes Beziehungsgeflecht in Worte zu fassen. Da schwingt so viel mit: Freundschaft, Liebe, Sehnen, aber auch Hass, Obsession, Verachtung. Der Sympathieträger des Romans, Moritz (oder “Motz”) ist Synästhet, der all das herauslesen kann aus den Farben, in denen er seine Welt sieht. Wie eben Dunkelgrün, fast Schwarz.

Aktuelle Lektüre

Dreams and the Ways to Direct Them

Léon d’Hervey de Saint-Denys: Dreams and the Ways to Direct Them

Damit bin ich seit letzter Woche tatsächlich noch nicht weitergekommen! Aber das lag nur an Zeitgründen, nicht an mangelndem Interesse. Ich zitiere mal meinen Beitrag von letzter Woche:

Es ist wahrscheinlich das erste Buch, das jemals über das Klarträumen geschrieben wurde! Saint-Denys lebte im 19. Jahrhundert und begann schon als Kind damit, seine Träume aufzuschreiben und geradezu wissenschaftlich zu analysieren. Damals war das Klarträumen (oder Lucid Dreaming) noch vollkommen unbekannt; es gab keine Techniken, geschweige denn Anleitungen. Aber durch die ständige Beschäftigung mit seinen Träumen wurde er immer öfter im Traum “klar” und versuchte, herauszufinden, was da vor sich ging. Er entwickelte und erprobte Möglichkeiten der Traumkontrolle, und als er älter wurde, suchte er in den Erkenntnissen der wenigen Schlafforscher seiner Zeit nach Erklärungen. Erstaunt musste er feststellen, dass nicht ein einziger dieser Wissenschaftler sich mit dem Thema befasst hatte – oder auch nur zu wissen schien, dass es so etwas gab.

(Wer nicht weiß, was Klarträumen ist, findet eine Beschreibung im letzten Lesetagebuch.)

[Link] Lesetagebuch Kalenderwoche 10 2022

Christoph Zachariae: Projekt Dreamwalker

Christoph Zachariae: Projekt Dreamwalker

Damit habe ich gerade erst angefangen. Dieser SciFi-Roman passt perfekt zu dem guten Marquis de Saint-Denys, denn auch hier geht es ums Klarträumen – der Autor ist selber Klarträumer, weiß also, wovon er spricht. Natürlich ist „Projekt Dreamwalker“ kein Sachbuch, insofern erwartet ich künstlerische Freiheiten, das ist für mich vollkommen ok! Meine Freundin Karin, die auch Klarträumerin ist, hat es schon gelesen und fand es gut. Da ich euch noch nicht viel darüber erzählen kann, kommt hier der Klappentext:

Traumforscher Dr. Jakob Lem arbeitet im Schlaflabor der Berliner Charité an der revolutionären Behandlungsmethode Therapeuten in die Träume anderer Menschen zu schicken: Projekt DreamWalker.

Seine fünfzehnjährige Tochter Isabella ist hochsensibel. Sie hält sich von Geräuschen und Menschen fern und zeichnet lieber Insekten im Garten. Nur in ihren Träumen ist sie frei, denn Isa ist Klarträumerin, genau wie ihr Vater. Dr. Lem fördert das Talent seiner Tochter und will sie zur DreamWalkerin ausbilden.

Nach einem Verkehrsunfall liegt Dr. Lem im Koma und Projekt DreamWalker droht das Aus. Isa kann sich ein Leben ohne ihren Vater nicht vorstellen. Zum ersten Mal geht sie ein Risiko ein und bricht als DreamWalkerin zu einer Reise ins Unbekannte auf.

Kann sie den Traum ihres Vaters finden und ihn aus dem Koma wecken?

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Kategorie: Lesetagebuch

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