#kurzundknapp Fünf Krimi-Kurzrezensionen

5 Krimi-Kurzrezensionen

© Grafiken: A.M. Gottstein

Fünf Krimis bzw. Thriller, und nur einer davon hat mich nicht grundlegend enttäuscht. (Kein Wunder, dass ich immer weniger Spaß an diesem Genre habe!) Daher habe ich die Rezensionen bisher auch vor mir hergeschoben, aber besser wird es ja nicht – insofern folgt jetzt wenigstens meine Meinung in jeweils wenigen Sätzen.

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Thorsten Schleif: Richter morden besser
Christoffer Carlsson: Unter dem Sturm
Camilla Läckberg & Henrik Fexeus: Schwarzlicht
Cathrin Moeller: Todesglut
Ursula Poznanski: Stille blutet

Thorsten Schleif: Richter morden besser

Thorsten Schleif: Richter morden besser

Verlag: Heyne

Der klassische Krimi mal auf den Kopf gestellt: Der obdachlose Junkie Fredi, ein guter Mensch, der nach einer persönlichen Tragödie den Halt verlor, kommt zu Tode und niemandem scheint daran gelegen, die Verantwortlichen zu Rechenschaft zu ziehen. Daher plant der desillusionierte Strafrichter Siggi Buckmann, der Fredi viel verdankt, den perfekten Mord.

Interessante Einblicke in den Alltag eines Richters am Amtsgericht und die alltäglichen Abgründe im Hintergrund – Thorsten Schleif ist selber Amtsrichter und weiß, wovon er spricht –, die Geschichte wird schlüssig und glaubhaft aufgebaut. Siggi ist ein sympathischer Protagonist, der mal einen erfrischend anderen Blickwinkel auf das Krimigeschehen bietet. Der Schreibstil liest sich locker und unterhaltsam, mit einer Prise bösem Humor; da lässt sich auch die ein oder andere holprige Formulierung verzeihen. Die Spannung hält sich in den ersten beiden Teilen auf einem hohen Niveau, schwächelt gegen Ende aber etwas – da geht auf einmal alles sehr schnell, wickelt sich zu problemlos ab. Insgesamt dennoch ein sehr guter Reihenauftakt.

Gern gelesen
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Christoffer Carlsson: Unter dem Sturm
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Christoffer Carlsson: Unter dem Sturm

Übersetzung von: Susanne Dahmann
Verlag: Rowohlt

1994 wird die Leiche einer jungen Frau gefunden, der Täter ist im aufbrausenden Edvard Christensson schnell ausgemacht – zum Entsetzen seines siebenjährigen Neffen Isaac, der fortan befürchtet, selber den Kern des Bösen in sich zu tragen. Zehn Jahre später sitzt Isaac nach einem Diebstahl vor dem Polizisten Vidar, der damals seinen Onkel verhaftet hat, und verschwindet wenig später spurlos. Vidar sucht nach dem Jungen, erinnert sich zurück an den alten Fall, und ihm kommen zunehmend Zweifel, ob die Schuldfrage wirklich so eindeutig war, wie es schien.

Typisch für einen skandinavischen Krimi durchzieht auch “Unter dem Strom” eine beklemmende Hoffnungslosigkeit. Depressionen, Alkohol, häusliche Gewalt, Gesellschaftskritik – letzteres war für mich tatsächlich der interessanteste Teil des Buches. Doch der Schreibstil ist träge, bleiern schwer und sperrig, mit häufigen Perspektivwechseln und unverhofften Zeitsprüngen – die Charaktere werden dadurch eher oberflächlich gezeichnet. Was bleibt, ist ein vager Eindruck von unsympathischen Gestalten, die durch einen Fall schleichen, der gut konstruiert anfing und gegen Ende zunehmend an Glaubwürdigkeit verliert. Plausible Kritik an der schlampigen Ermittlungsarbeit und der Vorverurteilung Edvards kann die Geschichte nicht konsequent bis zum unbefriedigenden Ende tragen.

Nicht ganz überzeugts
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Camilla Läckberg & Henrik Fexeus: Schwarzlicht
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Camilla Läckberg & Henrik Fexeus: Schwarzlicht

Übersetzung von: Katrin Frey
Verlag: Droemer Knaur

Nach einer Reihe von Morden, die an verunglückte Zaubertricks erinnern, tritt die Ermittlung auf der Stelle. Aus purer Verzweiflung trifft Kommissarin Mina Dabiri die unkonventionelle Entscheidung, den Mentalisten¹ Vincent Walder als Profiler hinzuzuziehen, gegen den Widerstand mancher ihrer Kollegen.

¹ Mentalismus ist eine Form der Zauberkunst, die sich mit der Illusion paranormaler Phänomene wie Telepathie beschäftigt.

Leider war ich zunehmend enttäuscht von der Umsetzung: Die Handlung verzettelt sich zu sehr in Nebensächlichkeiten, die Charaktere sind zwar ansatzweise interessant und originell, reizen ihr Potential aber nicht aus. Ermittlung ist etwas, das nebenher stattfindet, wenn man nach Abhandlung der persönlichen Befindlichkeiten noch ein bisschen Luft hat. Im Endeffekt entsprachen Täterschaft, Motiv, und Hintergrundgeschichte genau dem, was ich mir schon vor geraumer Seitenzahl zusammengereimt hatte, so dass ich mich fragte: Wie kommt es, dass selbst erfahrene Ermittler:innen naheliegende Verdächtige gar nicht in Erwägung ziehen? Wichtige Hinweise fielen schon früh und wenig verschleiert, so dass ich davon ausging, es müsse sich dabei um falsche Fährten handeln – aber nein, manches war einfach wirklich so offensichtlich.

Deutliche Kritikpunkte
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Todesglut
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Cathrin Moeller: Todesglut

Verlag: Rowohlt

An der »Akademie des Verbrechens« auf Rügen sollen vielversprechende Student:innen, angehende Spezialkräfte, anhand echter ungelöster Fälle die Grundlagen der Kriminologie und Mordermittlung lernen. Dieses Mal kommen sie jedoch der Wahrheit zu nahe, und das wird zu einem Spiel auf Leben und Tod.

Die Grundidee ist hochinteressant und hat viel Potential, doch die Umsetzung krankt an permanenter Unglaubwürdigkeit und wird geradezu zu Tode konstruiert – bis zu einem Finale, dass nur aus Action und heißer Luft besteht. Protagonist Zornik soll früher ein geradezu brillanter Kriminaler gewesen sein, der Profi schlechthin, und doch läuft er sehenden Auges in fatale Situationen, die in der Realität wohl zu seinem jähen Ende führen würden, oder zumindest zu schwerwiegenden Verletzungen, und entkommt doch unverletzt. Außerdem sind die Charaktere größtenteils sehr klischeehaft gezeichnet. Dass Zornik den Fall mit seinem neunjährigen Adoptivsohn bespricht und der natürlich a) klischeehafte autistische Züge zeigt und b) geradezu Sherlock Holmes Jr. ist, war für mich nur das Tüpfelchen auf dem i.

«Du siehst dich in ihm. Er macht dir Konkurrenz, aber du willst gewinnen», stellte Matti mit regungsloser Miene fest, und Henry war sich nicht sicher, ob er in den Augen des Jungen ein Aufblitzen sah. «Schon Goethe hat gesagt: Nichts ist schrecklicher als ein Lehrer, der nicht mehr weiß als das, was die Schüler wissen sollen.»

(Zitat – er ist NEUN JAHRE ALT!)
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Ursula Poznanski: Stille blutet
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Ursula Poznanski: Stille blutet

Verlag: Droemer Knaur

Eine Nachrichtensprecherin kündigt vor laufender Kamera ihren Tod an und ist zwei Stunden später tot. In den folgenden Tagen kommt es zu weiteren Ankündigungen mit tödlicher Konsequenz, während unter dem Hashtag #inkürzetot Nachahmer:innen und Scherzbolde die Ermittlungen erschweren. Tibor Glaser, der Freund des ersten Opfers, wird schnell zum Hauptverdächtigem und versucht verzweifelt, den Fall selber aufzuklären, um seine Unschuld zu beweisen.

Der Schreibstil war eine böse Überraschung – eigentlich kann Frau Poznanski doch schreiben, aber dieser Thriller krankt an Plattitüden, unglaubwürdigen Zufällen und leblosen Formulierungen. Die Handlung liest sich unglaublich konstruiert, doch am Schlimmsten ist Protagonist Tibor. Er ermittelt, folgt einem Hinweis, stellt fest, dass der eine Falle war, die ihn nur schuldiger aussehen lässt … Und lernt nichts daraus. Dem nächsten Hinweis folgt er genauso blauäugig, läuft genauso unbedarft in die nächste Falle, und das zieht er gnadenlos noch ein paar Mal durch. Unverständlich bleibt, warum die Ermittler ihn nicht schon nach dem ersten Mal in Untersuchungshaft nehmen. Dazu kommt das Klischee “Ermittlerin ist neu im Team und muss sich gegen den frauenfeindlichen Platzhirsch durchsetzen”, ohne dass der Thriller da mal neue Impulse setzt oder es in irgendeiner Form aufbricht. Und zack, auf einmal ist der Fall gelöst, einfach so. Naja, wenigstens der Hauptfall – es gibt da noch den geheimnisvollen Dritten, der sicher in den nächsten Bänden wieder unheilvoll im Hintergrund wirken darf.

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