#Abgebrochen Ivar Leon Menger: Als das Böse kam

Ivar Leon Menger: Als das Böse kam

Verlag: dtv

Wenn ich sage “Abgebrochen”, meine ich damit nicht, dass ich nach zehn oder hundert Seiten komplett aufgehört hätte! Aber etwa ab der Hälfte habe ich nur noch im Schnelldurchlauf quergelesen.

Handlung

Sie leben in völliger Isolation tief in den Wäldern einer kleinen Insel: Mutter, Vater und zwei heranwachsende Kinder in einer Blockhütte, das Festland ist in der Ferne kaum sichtbar. Die 16-jährige Juno und ihr Bruder verbringen die Zeit mit Fischfang, Kuchenbacken und sonntäglichen Gesellschaftsspielen. Und in ständiger Angst. Denn schon auf der anderen Uferseite lauert das Böse. Fremde können jederzeit auftauchen. Und die wollen Rache nehmen für etwas, das der Vater ihnen vor langer Zeit angetan haben soll. Die Fremden werden kommen, um die ganze Familie auszulöschen. Aus diesem Grund hat der Vater einen geheimen Schutzraum gegraben. Dort können sie sich sicher fühlen. Noch …

(Klappentext)

Die Spannung ist wie Godot: Man wartet darauf

Grundidee & Originalität

Buch 2

Die Grundidee hat viel Spannungspotential, ganz ohne Frage. Kinder/Jugendliche, die von ihren Eltern von der Außenwelt isoliert werden, das ist zwar keine neue Idee, eröffnet aber eine Vielzahl an Möglichkeiten: Warum tun die Eltern das, warum akzeptieren es die Kinder? Hier ist Gesellschaftskritik möglich oder einfach eine dichte Charakterstudie familiärer Abgründe. Warum und wie wird diese Isolation aufgebrochen? Jugendliche Selbstfindung und Emanzipation, dramatische Ereignisse, psychologischer Tiefgang?

Aber »Als das Böse kam« nutzt nichts davon wirklich aus, bleibt meines Ermessens zu sehr an der Oberfläche.

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ALTERNATIVEN
Manche dieser Themen werden zum Beispiel im Familiendrama »Harz« von Ane Riel deutlich stimmiger behandelt, manche in der Dystopie »Milchzähne« von Helene Bukowski, wiederum andere im Roman »Wir verlassenen Kinder« von Lucia Leidenfrost.

[Link] #Rezension Ane Riel: Harz
[Link] #Rezension Helene Bukowski: Milchzähne
[Link] #Rezension Lucia Leidenfrost: Wir verlassenen Kinder

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Charakterentwicklung & Figurenkonflikte

Pastel Bird

Die Protagonistin, die 16-jährige Juno, wird anfangs als sehr naiv und gutgläubig dargestellt, ungemein beschränkt in ihren Ansichten. Für mich las sie sich wie ein viel jüngeres Kind – keineswegs wie ein Teenager, der die Welt und die eigene Existenz hinterfragt. Sie glaubt alles. Ihren Eltern. Dem erstbesten Fremdling. Dem zweitbesten Fremdling. Das mag natürlich Absicht sein, denn Juno wurde von ihren Eltern in einer geradezu hermetisch abgeriegelten Filterblase aufgezogen. Dennoch passte für mich nicht zusammen, dass sie zwar das Bedürfnis hat, die Insel endlich mal zu verlassen, aber darüber hinaus das unglaubwürdige Konstrukt ihrer Eltern kaum oder nur zögerlich in Frage stellt.

Das ändert sich erst, als die Umstände sie geradezu dazu zwingen, und dann passieren manche Dinge etwas zu schnell. Emotionales Wachstum binnen Sekunden. Sie liest sich für mich nicht wie ein in sich stimmiger Charakter mit kohärenter Entwicklung – mehr wie eine wenig gelungene Identifikationsfigur für jugendliche Leser:innen.

Auch die anderen Charaktere lassen in meinen Augen Authentizität und Komplexität vermissen; sie haben keine psychologische Tiefe, und daher fehlt es auch den Konflikten an Zündstoff, der über aufgebauschtes Drama hinausgeht.

Spannungsaufbau & Tempo

Spannung baute sich für mich nur langsam auf, die Geschichte konnte mich nicht durchgehend fesseln. In einem Interview sagte der Autor: »Lustigerweise gibt es gar nicht so viele Twists in dem Buch.«. Stimmt.

Schlüssigkeit & Glaubhaftigkeit

Buch 3

Meines Erachtens gibt es schon in den ersten Kapiteln etliche Ungereimtheiten und Logikfehler; die durchaus interessante Grundidee des Buches krankt an Details, die sich nicht stimmig ins Bild fügen. Manches wirkt zu bemüht konstruiert, anderes wird angerissen und niemals zu Ende erzählt, unausgereift. Der Grundkonflikt (wie ist es überhaupt zur Anfangssituation gekommen?) wird nur unzureichend erklärt.

Schreibstil

Der Schreibstil ist sehr einfach; manchmal hatte ich das Gefühl, ein Jugendbuch zu lesen – und leider kein gutes. Es mangelt an Atmosphäre, an stimmigen Dialogen, an einem Sprachrhtythmus, der die Spannung vorantreibt.

Fazit

Deutliche Kritikpunkte

Für mich ist »Als das Böse kam« ein klassischer Fall von verschenktem Potential: Gute Grundidee, unausgereifte Charaktere, eine Protagonistin, deren inneres Wachstum in unglaubwürdigen Sprüngen verläuft, mangelnde Spannung, logische Diskrepanzen und ein allzu schlichter Schreibstil. Eher ein Jugendbuch als ein Thriller, aber auch als Jugendbuch kann es mich leider nicht überzeugen.

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