© Cover ‘Christine Drews Nach dem Schweigen’: Bastei Lübbe
© Bild Smartphone: Pixabay
Handlung
Klappentext:
“Mitten in London stürzt Ellen Cramer zwanzig Stockwerke tief in den Tod. Die Nachricht vom Selbstmord schockt Freunde und Familie, denn Ellen war nicht nur erfolgreich und beliebt, sondern galt auch als psychisch völlig gesund. Besonders ihre Nichte Saskia ist erschüttert. Als sich herausstellt, dass Ellen ermordet wurde, begibt Saskia sich auf eine riskante Spurensuche. Schon bald wird ihr klar, dass ihre Tante nicht das letzte Opfer bleiben wird und sie sich selbst in tödliche Gefahr gebracht hat…”
Vielfältige Geschichte
Meine Meinung
Christine Drews liefert mit “Nach dem Schweigen” einen soliden Thriller mit einer vielschichtigen Handlung, einigen falschen Fährten und unerwarteten Wendungen, sowie einer Vielzahl von Charakteren mit ihren jeweiligen Perspektiven. Das Ergebnis ist originell, absolut kein Thriller nach Baukastensystem – und nach leichten Einstiegsschwierigkeiten konnte mich das Buch auch überzeugen.
Aber zunächst zu den Charakteren:
Im Mittelpunkt steht die junge Saskia, deren Tante Ellen sich gerade umgebracht hat. Dies war jedoch nicht der erste traumatische Todesfall in ihrem Leben: als sie fünf Jahre alt war, stürzte ihre Mutter von einer Klippe und starb, und danach übernahm Ellen die Mutterrolle für Saskia und deren Bruder Max. Da Saskia eine Therapie macht, sehen wir einen Teil der Geschichte durch die Augen ihres Psychiaters.
Dann spielt natürlich Ellen selber eine Rolle, und durch sie auch ihr Mann Georg – und die attraktive Haushälterin, mit der Georg vielleicht oder vielleicht auch nicht ein Verhältnis hatte.
In einer Nebenhandlung geht es um Jack, vor dessen Erdgeschosswohnung Ellen aufschlug, und den jetzt seine Vergangenheit wieder einholt, in der er eine moralisch verwerfliche Entscheidung traf. Seine Ex-Geliebte Sienna hängt in dieser Geschichte mit drin, und lange bleibt unklar, ob die Vergangenheit der beiden nun mit Ellens Tod zu tun hat oder nicht.
Dann gibt es noch Naomi, ein junges Mädchen, das abgerutscht ist in Drogensucht und Beschaffungskriminalität. Im Rausch sieht sie etwas, was sie für eine Wahnvorstellung durch einen Horrortrip hält… Aber tatsächlich wird sie dadurch für jemanden gefährlich.
Ich fand die Charaktere alle gut geschrieben, komplex und mit unverwechselbaren “Stimmen”.
Gerade durch die vielen wechselnden Perspektiven blieb die Geschichte für mich immer spannend, und die Autorin schafft es auch wunderbar, die verschiedenen Handlungsstränge nach und nach zusammenzuführen.
Saskia selber war mir sehr sympathisch, und sie ist auch eine starke Protagonistin, die bei aller Trauer doch nie erwägt, den Kopf in den Sand zu stecken. Sie stellt mehrere Theorien auf zum Tod von Ellen, und während mir nicht alle davon plausibel erschienen, brachte mich die ein oder andere doch ins Grübeln…
Ich habe Rezensionen gelesen, die darüber klagen, die Perspektive des Psychiaters sei langatmig oder unnötig, aber für mich war sie sogar mit das Interessanteste! Vielleicht liegt es daran, dass ich mich generell sehr für Psychologie interessiere, aber ich fand die Überlegungen zu Kindheitstrauma und Stellvertreterrollen im Traum sehr spannend.
Naomis Geschichte nimmt mehr Platz ein, als mir rückblickend für ihre Rolle im Kriminalfall angemessen erscheint.
Und da am Schluss auch einiges offen bleibt, frage ich mich, ob es wohl eine Fortsetzung geben wird? Nicht, dass ich ihre Perspektive langweilig gefunden hätte, ganz im Gegenteil! Ich habe sehr mit ihr mitgefiebert, denn obwohl sie furchtbare Entscheidungen trifft, ist sie doch eigentlich nur ein Teenager, der das alles nicht verdient hat.
Die Auslösung, wer nun wirklich hinter allem steckt, fand ich gut gelungen.
Sagen wir mal so: die Auslösung hat mehrere Ebenen, und während ich mir eine davon schon nach etwa der Hälfte des Buches gedacht hatte, erwischte mich die andere eiskalt.
Meine anfangs erwähnten Einstiegsschwierigkeiten hatten mit dem Schreibstil zu tun, mit dem ich mich zunächst schwer tat.
Für die komplexe Geschichte erschien er mir zu einfach strukturiert, mit eher kurzen Sätzen, manchmal sogar etwas flach. Nach ein paar Kapiteln war ich jedoch ‘drin’, und danach las sich die Geschichte auch flüssig.
Fazit
Eine Frau springt vom Dach eines 20-stöckigen Gebäudes. Saskia, die Nichte der Toten, ist fassungslos, benahm sich Tante Ellen doch kurz vor ihrem Tod noch völlig normal – und auch Saskias Mutter ist vor vielen Jahren durch einen Sturz ums Leben gekommen. War Ellens Tod wirklich ein Selbstmord, der Tod von Saskias Mutter wirklich ein Unfall? Saskia kann das nicht einfach auf sich beruhen lassen.
Die Geschichte bietet eine Vielzahl an Charakteren, Perspektiven und Handlungssträngen, die Christine Drews gekonnt und glaubhaft zu einer spannenden Geschichte verwebt. Einzig der Schreibstil traf nicht 100%ig meinen Geschmack, aber dennoch ist “Nach dem Schweigen” in meinen Augen ein unterhaltsamer Thriller, der sich sehr gut lesen lässt.
4 von 5 Sternen | |
Titel | Nach dem Schweigen |
Originaltitel | — |
Autor(in) | Christine Drews |
Übersetzer(in) | — |
Verlag* | Bastei Lübbe |
Seitenzahl* | 400 |
Erscheinungsdatum* | 25. August 2017 |
Genre | Thriller |
* bezieht sich auf die abgebildete Ausgabe des Buches |
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Das Buch auf der Seite des Verlags
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