© Cover ‘Han Kang: Die Vegetarierin’: Aufbau-Verlag
© Foto: A.M. Gottstein
Handlung
“Yeong-Hye und ihr Ehemann sind ganz gewöhnliche Leute. Er geht beflissen seinem Bürojob nach und hegt keinerlei Ambitionen. Sie ist eine zwar leidenschaftslose, aber pflichtbewusste Hausfrau. Die angenehme Eintönigkeit ihrer Ehe wird jäh gefährdet, als Yeong-Hye beschließt, sich fortan ausschließlich vegetarisch zu ernähren und alle tierischen Produkte aus dem Haushalt entfernt. »Ich hatte einen Traum«, so ihre einzige Erklärung. Ein kleiner Akt der Unabhängigkeit, aber ein fataler, denn in einem Land wie Südkorea, in dem strenge soziale Normen herrschen, gilt der Vegetarismus als subversiv. Doch damit nicht genug. Bald nimmt Yeong-Hyes passive Rebellion immer groteskere Ausmaße an. Sie, die niemals gerne einen BH getragen hat, fängt an, sich in der Öffentlichkeit zu entblößen und von einem Leben als Pflanze zu träumen. Bis sich ihre gesamte Familie gegen sie wendet.”
(Klappentext)
Ich würde empfehlen, an die Bücher von Han Kang möglichst unbefangen heranzugehen, ohne schon zu viel darüber zu wissen.
Über die Handlung möchte ich daher noch nichts verraten.
Die Bücher von Han Kang sind für mich grundsätzlich keine leichte Lektüre. Zu verstörend sind sie, zu provokant, zu intensiv. Und dennoch sind sie nach meinem Empfinden unwiderstehlich – auf die gleiche Weise, wie ein Albtraum unwiderstehlich ist, aus dem man sich auch nach dem Erwachen nicht vollends befreien kann.
Die Geschichten, die Han Kang erzählt, sind auf stille Art grotesk. So kafkaesk, als habe sie sich ganz bewusst darum bemüht, dieser berühmte Forderung Franz Kafkas nachzukommen:
»Wir brauchen aber die Bücher, die auf uns wirken wie ein Unglück, das uns sehr schmerzt, wie der Tod eines, den wir lieber hatten als uns, wie wenn wir in Wälder vorstoßen würden, von allen Menschen weg, wie ein Selbstmord, ein Buch muß die Axt sein für das gefrorene Meer in uns.«
Und so ist auch “Die Vegetarierin” aufwühlend und unbequem.
Der Leser kann sich nur sehr begrenzt in die Gedankenwelt der Charaktere einfühlen, und es ist fraglich, ob man das überhaupt will: allzu schnell spürt man, welche menschlichen Abgründe hinter der Fassade lauern, und dennoch kann man sich nicht abwenden.
Aber worum geht es überhaupt – wo liegt der Sinn dieser Geschichte? Wahrscheinlich werden keine zwei Leser auf diese Frage die gleiche Antwort geben, und so kann auch ich nur danach gehen, wie diese Geschichte in mir persönlich nachhallt.
Mein Versuch einer Sinnfindung:
Es geht unter anderem um Unterdrückung und Anpassung in einem gesellschaftlichen System voller rigider Normen – und letztendlich um Verweigerung in der letzten Konsequenz. Das liest sich zunehmend skurril, dabei jedoch auf sonderbare Weise folgerichtig: anders kann es nicht enden.
Fazit
Die unscheinbare, angepasste Yeong-Hye beschließt, sich fortan vegetarisch ernähren, was von ihrem Mann und ihrer Familie als unerhörter Akt der Rebellion betrachtet wird. Aber das beschreibt noch nicht mal annähernd, was im Laufe der Handlung alles auf nur 189 Seiten alles geschieht – bis hin zu einem konsequenten, surrealen Ende.
Habe ich das Buch verstanden? Ich weiß es nicht.
Habe ich das Buch gerne gelesen? Absolut. Tatsächlich hat es sich bereits in das Regal meiner Lieblingsbücher eingereiht, wo es nun neben “Deine kalten Hände” und “Menschenwerk” steht und auf weitere Bücher von Han Kang wartet.
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Menschenwerk
Titel | Die Vegetarierin |
Originaltitel | 채식주의자 |
Autor(in) | Han Kang |
Übersetzer(in) | Ki-Hyang Lee |
Verlag* | Aufbau |
ISBN* | 9783746633336 |
Seitenzahl* | 189 |
Erschienen am* | 15. August 2016 |
Genre | Gegenwartsliteratur |
* bezieht sich auf die abgebildete Ausgabe des Buches |
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