© Cover ‘Ivo Pala Die Tote im Räucherofen’: Ivo Pala
© Bild Smartphone: Pixabay
Handlung
“Weil ihm beim Dienst in Berlin einmal zu oft der Kragen geplatzt ist, wird Kommissar Bodo Fuchs in seine alte Heimat an die Ostseeküste strafversetzt. Wenn er jedoch hofft, hier oben im Schoß seiner schrägen Familie das letzte Dienstjahrzehnt in Ruhe und Frieden auf der linken Backe absitzen zu können, hat er sich gewaltig geschnitten!”
“Schon der erste grausige Mordfall konfrontiert ihn mit seiner weit zurückliegenden Kindheit: Die Tote im Räucherofen war Bodos erste heimliche aber vor allem unerfüllte große Liebe! Die Untersuchungen führen ihn und seine – in Bodos Augen viel zu logisch denkende – Partnerin Gisa Haas in einen reißenden Mahlstrom aus Intrigen, uralten Familiengeheimnissen und Schauermärchen.”
(Klappentext)
Einmal Mord, gut durchgebraten
Hellhörig bin ich schon 2017 geworden, als ich den Namen “Ivo Pala” auf diesem Titelbild sah. Nanu? Was ist das denn – ein gemütlicher Regionalkrimi aus der Feder eines Autors, den ich bis dato eher mit düsterer Fantasy und Thrillern verband, die durchaus auch mal brutal zur Sache gehen? Ivo Pala als Klaus-Peter Wolf 2.0 sozusagen?
Dann wurde das Buch glühend empfohlen von Mario Giordano, den ich für seine “Tante Poldi”-Krimis sehr schätze. Auch nicht unbedingt eine Verbindung, die ich erwartet hätte, aber in meinen Augen ein deutlicher Grund dafür, mir das Buch wenigstens mal anzuschauen.
Warum es dann anderthalb Jahre dauerte, bis ich es mir dann endlich mal mit “Die Tote im Räucherofen” auf dem Lesesofa gemütlich machte, weiß ich auch nicht, war aber so.
Bodo Fuchs und Gisa Haas also – ein norddeutsches Dream-Team?
Hmmnnnnja, am “Team” müssen die zwei noch ein bisschen arbeiten. Ist ja aber auch der erste Band, das wird sicher noch.
Bodo ist knurrig, kauzig, spricht mal mit bösem schwarzem Humor (kostbar), dann wieder warmherzig mit einer Liebe zum Meer, dass einem das Herz aufgehen kann (auch kostbar). An die Schreibweise müssen sich viele Leser erst gewöhnen, wenn ich mir die Rezensionen am Amazonas so anschaue, denn das “e” schenkt sich der Bodo meist. Astreines Hochdeutsch würde in meinen Augen / Ohren aber auch gar nicht zu ihm passen – so kann ich mir seine Stimme und seine ganze Art sehr gut vorstellen
“Wenn mir das alles mal bloß jemand früher gesagt hätt – dann wär ich doch an die Oper gegangen, wacklige Stimme hin, wacklige Stimme her. Für die Provinz hätt es allemal gereicht.”
Er ist ein Typ voller Widersprüche. Mal singt er sich im Sturm am Strand die Seele aus dem Leib, dann tut er wiederum Dinge, die man einem waschechten Sohn der Ostsee nicht wirklich zugetraut hätte – zumindest nicht, solange man da eine verklärte Urlaubsidylle inklusive Krabbenkutter und Strandkorb im Hinterkopf hat.
Aber es dauert ohnehin nicht lange, bis man merkt: Klischees sind hier Mangelware, und das ist auch gut so.
Jedenfalls ist Bodo in diesem Team derjenige, der mit viel Emotion und impulsiv an den Fall herangeht, denn die Tote war seine erste große Liebe. Da ist es wohl verständlich, dass er da nicht so nüchtern und besonnen agieren kann, allerdings hab ich den Eindruck, dass das eh nicht so seine Sache ist. Mir hat die Haas manchmal richtig leid getan, weil sie mit ihrer sachlichen Art gegen ihn kaum eine Chance hat, ständig geht er auf Alleingänge und lässt sie im Regen stehen.
Aber die beiden sind eine interessante Kombo, gerade, weil sie so unterschiedlich sind.
Die meisten anderen Charaktere sind ebenfalls Unikate und haben mir richtig gut gefallen – nur die Tochter der Toten habe ich misstrauisch von der Seite beäugt. Denn die ist erst achtzehn, verbindet aber ein kleinmädchenhaftes, kulleräugiges Schutzbedürfnis mit wenig subtilem Innuendo.
Oder ist sie wirklich so unschuldig, dass sie nicht merkt, wie ihr Verhalten manchmal wirkt? Das lasse ich mal offen.
Ich habe mich da jedenfalls voll auf die Seite der Haas geschlagen, die der Kleinen auch nicht über den Weg getraut hat. Ob bewusst oder nicht, Klara dreht Bodo emotional ganz schön durch die Mangel, weil sie exakt so aussieht, wie ihre Mutter das in dem Alter tat, und Bodo noch lange nicht über deren grausamen Tod hinweg ist.
Aber kommen wir mal zur Spannung.
Den Fall an sich fand ich klasse. Nette Wendungen, schöne falsche Fährten, da hab ich nix zu meckern. Es kam für mich jetzt keine Herzinfarktgefahr mittels Thrillerspannung auf, aber für einen Regionalkrimi war das schon nicht schlecht. Ich brauch in meinen Krimis nicht unbedingt Serienkiller und Schlachtplatte.
Das Ende hat mir zunächst ehrlich gesagt nicht gefallen, um nicht zu sagen: ich habe es absolut nicht verstanden. Es hat meine Erwartungen auf eine Art und Weise auf den Kopf gestellt, mit der ich erst nicht umgehen konnte, und daher habe ich in einer früheren Version dieser Rezension leider schon zu viel verraten. Je mehr ich darüber nachdenke, desto schlüssiger erscheint es mir jedoch.
Vielleicht war ich einfach diejenige, die hier die verklärte Urlaubsidylle inklusive Krabbenkutter und Strandkorb im Hinterkopf hatte?
Eines muss man Ivo Pala so oder so lassen, langweilig ist das Ende auf jeden Fall nicht.
Fazit
Im Räucherofen sitzt eine gut geräucherte Leiche, und Kommissar Bodo Fuchs erkennt sie direkt: das ist die Frauke, seine erste große Jugendliebe. Wär das in einem größeren Ort mit einer größeren Anzahl an verfügbaren Ermittlern passiert, wär er mit Sicherheit direkt wegen Befangenheit raus aus der Nummer gewesen, aber so gibt es halt nur Bodo Fuchs und Gisa Haase, und die müssen den Fall halt irgenwie lösen.
Mir gefiel der trockene, oft bitterböse Humor, und den Fall fand ich auch sehr interessant konstruiert. Die Ermittler sind herrlich, und zwischendurch bekommt man richtig Lust, mal wieder ans Meer zu fahren… Ein besonderes Lob an den Autor dafür, dass dieser Krimi alles ist, nur nicht Durchschnittsware oder einfallslos!
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Titel | Die Tote im Räucherofen |
Originaltitel | — |
Autor(in) | Ivo Pala |
Übersetzer(in) | — |
Verlag* | Selbstveröffentlicht |
ISBN* | 9781973574286 |
Seitenzahl* | 284 |
Erschienen am* | 31. Dezember 2017 |
Genre | Kriminalroman |
* bezieht sich auf die abgebildete Ausgabe des Buches |
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