Wer mich kennt, der wundert sich jetzt vielleicht – ein Filmtipp?
Von Mikka, die immer sagt, sie schaltet den Fernseher nie an und geht nur sehr selten ins Kino?
Ja, das stimmt. Mein Mann und ich gehen wirklich nur selten ins Kino, und wenn, dann lassen sich die Filme meistens in drei Kategorien einteilen: Dokumentarfilme, Filme über Schriftsteller oder Filme über Künstler. “Loving Vincent” gehört natürlich zur letzten Kategorie, denn es geht um Vincent van Gogh. Die meisten Menschen kennen zumindest seine bekanntesten Bilder, und viele haben sicher da oder dort schon einmal gelesen, dass er sich ein Ohr abschnitt, an Wahnvorstellungen litt und sich letztendlich umbrachte.
Aber tat er das wirklich?
Der Film spielt nach seinem Tod: ein Brief, den Vincent vor seinem scheinbaren Suizid an seinen Bruder schrieb, taucht einige Zeit danach wieder auf. Der Postbote, ein Freund des Malers, schickt seinen Sohn Armand los, diesen Brief persönlich zuzustellen, und der begibt sich widerwillig auf die Reise. In seinen Augen ist ein Mann, der sich umbringt, schwach, und so hat er auch keinen großen Respekt vor Vincent, obwohl er ihn persönlich kannte.
Seine Suche bringt ihn in die Stadt, in dem der Maler vor seinem Tod lebte und wo er auch starb, und stellt schnell fest, dass die Menschen, die ihn kannten, vollkommen unterschiedliche Dinge über seine letzten Tage erzählen… Mehr und mehr fasziniert, versucht Armand aufzuklären, was wirklich geschah, und muss sich eingestehen, dass er Vincent vielleicht unrecht getan hat, als er ihn schwach nannte. Das Ergebnis seiner Ermittlungen verrate ich euch hier natürlich nicht, aber Armand ist am Ende des Films nicht mehr der selbstgerechte junge Lebemann vom Anfang.
Das Außergewöhnliche an diesem Film ist die Art und Weise, wie die Geschichte erzählt wird.
Der Film erweckt 120 der Gemälde von Vincent van Gogh zum Leben. Am ehesten könnte man das vielleicht einen Zeichentrickfilm nennen, aber das würde dieser künstlerischen Leistung nicht gerecht werden – jede Sekunde jeder einzelnen Szene des Films wurde mit Ölfarbe auf große Leinwände gemalt, und diese wurden dann fotografiert und digitalisiert. 65.000 Einzeleinstellungen, gemalt von 125 Künstlern, für 95 Minuten Film.
Hier findet ihr einen der Trailer zu diesem Film. (Aus Datenschutzgründen nicht als Video eingebettet.
Glaubt mir, das solltet ihr auf der großen Leinwand sehen – dieser Trailer kann nicht wirklich vermitteln, wie der Film im Kino wirkt. Immer wieder erkennt man dieses oder jenes berühmte Gemälde, aber alles ist im Fluss, alles lebt und atmet, lebendige Kunst auf eine völlig neue Art.
Claudius und ich sind es gewohnt, dass die Filme, die wir uns anschauen, meist nicht sonderlich gut besucht sind, aber hier bekamen wir tatsächlich gerade noch die letzten Plätze in der ersten Reihe – das Kino war rappelvoll, und es ist selten so mucksmäuschenstill im Publikum wie heute.
Selbst als der Abspann lief, herrschte noch Ruhe!
Der Film hat in mir auf jeden Fall den Wunsch geweckt, mehr über den Maler zu erfahren, als ich noch aus dem Kunstunterricht im Gymnasium in Erinnerung habe.
wegen massivem Spam und Botattacken ausstellen!)