«Als wir Vögel waren» von Ayanna Lloyd Banwo

«Als wir Vögel waren» von Ayanna Lloyd Banwo

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Unbezahlte #werbung:
Ein Rezensionsexemplar des Buches wurde mir von NetGalley im Auftrag des Verlags zur Verfügung gestellt.

Titel der Originalausgabe: When We Were Birds
Übersetzung von: Michaela Grabinger

Ihr seid nicht vergessen

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Der junge Rastafari Darwin lässt seinen Glauben und seine Überzeugungen hinter sich, um als Totengräber zu arbeiten. Auf dem Friedhof trifft er auf Yejide, die von ihrer Mutter die Fähigkeit geerbt hat, mit den Toten zu kommunizieren und ihre Seelen ins Jenseits zu begleiten.

Beide sind komplexe Charaktere, deren respektive Handlungsbögen über die sich entspinnende Liebesgeschichte hinausreichen – und einander dennoch spiegeln. So sucht Darwin nach seinem Vater, der die Familie vor langer Zeit verließ, während Yejides Beziehung zu ihrer zornigen, verbitterten Mutter zutiefst konfliktgeladen ist.

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Der Tod ist allgegenwärtig in dieser Geschichte, die doch so bunt und voller Leben ist. Ein Widerspruch? Nein, denn Darwin und Yejide verkörpern das ganze Kaleidoskop des Umgehens damit: Trauer, Wut, Schmerz, Angst – aber auch Versöhnung, Hoffnung, Liebe und Akzeptanz. Yin und Yang: Tod und Leben sind Gegensätze, die sich nicht bekämpfen, sondern ergänzen; eine Ganzheit, die Ayanna Lloyd Banwo in wunderschönen Worten zelebriert. Die Sprache klingt, die Sprache singt in Worten voller Liebe und Wärme …

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Die spirituelle Ebene der Geschichte speist sich aus trinidadischen Mythen und Schöpfungsgeschichten. Und so fügt sich das Thema Tod harmonisch ein in den Themenkomplex des Romans: Es geht auch um Liebe, es geht um Familie, es geht um Gemeinschaft. Passenderweise sind die Charaktere für sich genommen schon überzeugend und stark, doch ihr volles literarisches Potenzial entfalten sie erst im Zusammenspiel.

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Im Original ist der Roman in Kreolisch-Englisch geschrieben, was eine gänzlich andere ‚Klangfarbe‘ erzeugt, die die Atmosphäre und die lebendige Darstellung der Schauplätze ergänzt und ihnen eine zusätzliche Dimension verleiht. Die deutsche Übersetzerin Michaela Grabinger erzeugt, insofern es möglich ist, einen ähnlichen Sog mit Sprachrhythmus und Takt, was sicher keine einfache Aufgabe war!

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«Ich seh euch. Ich seh das Unrecht, das man euch angetan hat. Ich trink euren Schmerz, bis ich voll davon bin, trink euren Kummer, bis ich voll davon bin, trink eure Freude, bis ich voll davon bin, trink euren Tod, bis ich voll davon bin. Ich schmeck euer Fleisch, ja, ihr wart Fleisch, ich kann es sehen, ich weiß es. Ihr habt geliebt, ja, ich weiß, habt getötet, ich weiß. Du warst hier, ja, ich weiß, und du und du, ihr wart hier. Niemand hat eure Gräber kenntlich gemacht, aber wer zur Erde zurückkehrt, den macht sie kenntlich. Ihr seid nicht vergessen, nein, ihr seid nicht vergessen, nein, ihr seid nicht vergessen, nein, ihr seid nicht vergessen …»

👨🏻‍⚖️ Fazit 👨🏻‍⚖️

⭐⭐⭐⭐⭐

«Als wir Vögel waren» ist ein atmosphärisch dichtes und kulturell reichhaltiges Debüt; die mystische und kulturelle Tiefe der Geschichte entwickelt eine ungeheure Sogwirkung – wenn man sich darauf einlässt. Ich habe das Buch geliebt!

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