[ Interview ] Unbesiegt auf der Flucht: Invicta

Jacqueline Flory

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Interview mit Jacqueline Flory, Teil 2

Anfang der Woche habe ich über das Buch “INVICTA – Feministisches (Über-)Leben auf der Flucht” gesprochen und in diesem Zusammenhang über den Verein Zeltschule e.V. und die Invicta-Kampagne. Es folgte ein Interview mit der Gründerin dieser Initiativen, der Münchnerin Jacqueline Flory, das ich in diesem Beitrag fortsetzen möchte.

[Link] INVICTA – Feministisches (Über-)Leben auf der Flucht
[Link] [ Interview ] Friedensarbeit und Zeltschulen (Teil 1)

Liebe Frau Flory, jetzt hätte ich noch ein paar Fragen zur Kampagne “Invicta” und Ihrem Buch.

Wie erweitert Invicta das Bildungsangebot der Zeltschulen?

Invicta kommt aus dem Lateinischen und ist die weibliche Form des Wortes „unbesiegt“ – und das wollen wir den Frauen und Mädchen, die ihr Leben auf der Flucht führen als Attribut zuschreiben. Ich habe mich mit hunderten von ihnen unterhalten und habe 43 dieser Gespräche aufgeschrieben und im Buch „INVICTA- Feministisches (Über-) Leben auf der Flucht“ zusammengefasst.

INVICTA

Unser Invicta-Hilfsprogramm umfasst verschiedene Bausteine, die konkret auf die Bedürfnisse der Mädchen und Frauen in den Flüchtlingscamps im Libanon und in Syrien zugeschnitten sind.

  • Der Zeltschule-Alphabetisierungskurs richtet sich an die Frauen und Mütter in den Camps, die nicht lesen können. Er macht sie fit für den Alltag nach der Rückkehr in ihre Heimat. Dadurch, dass der Unterricht die Frauen etwa praktisch in die Lage versetzt, Miet- und Arbeitsverträge zu verstehen, Bewerbungen zu schreiben oder Anleitungen zu lesen, stärkt er sie enorm in ihrer Unabhängigkeit.

Womens Workshop
  • Die Zeltschule-Women‘s Workshops eröffnen den Frauen nicht nur die Möglichkeit, etwas Neues zu lernen, sondern auch neue Einkommensquellen. Die Frauen erlernen unterschiedliche Handarbeitstechniken, mit denen sie nach ihrer Rückkehr in die Heimat Geld verdienen können. Außerdem kommen sie über die Workshops in engen Austausch mit anderen Frauen und finden sinnvolle Beschäftigung im tristen Camp-Alltag. Derzeit werden die handgefertigten Produkte über den Online-Shop von Zeltschule e.V. verkauft.
  • Das Independent-Girl-Programm, das Teenager-Mädchen ermöglicht, eine weiterführende Schule bis zur Hochschulreife zu besuchen oder eine Berufsausbildung zu absolvieren. Durch diese Ausbildungsmöglichkeiten, die es sonst in den Flüchtlingscamps nicht gibt, werden die Mädchen für die Zukunft gestärkt. Sie erhalten so die Chance, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen und zu gestalten.
Independant Girl
  • Die Zeltschule-“Witwentüte” ist für Frauen gedacht, die der Krieg zu Witwen gemacht hat. Häufig versuchen diese, ihre Kinder durch illegale Arbeit über Wasser zu halten. Sie leben deshalb in ständiger Angst, erwischt und aus dem Libanon ausgewiesen zu werden. Die Witwentüten enthalten Grundnahrungsmittel, die je nach Familienzusammensetzung aufeinander abgestimmt sind.
  • In der Zeltschule-Frauensprechstunde können sich alle Mädchen und Frauen der Camps an sieben Tagen pro Woche von einer Hebamme und einer Krankenschwester beraten lassen – und einmal pro Woche von einer Gynäkologin. Denn die Geflüchteten haben oft keinerlei Zugang zu medizinischer Versorgung und der kostenlose Zugang zu Vorsorgeuntersuchung, Verhütungsmitteln, Schwangerschafts- und Säuglingsberatung ist ein wichtiger Faktor, um die Mädchen und Frauen in den Camps zu stärken.
Zeltschule Unbesiegt
  • Frauen und Mädchen auf der Flucht und in Kriegen sind besonders von sexueller Gewalt bedroht. Zudem werden Mädchen häufig von ihren Eltern viel zu früh in „Versorgungs-Ehen“ verheiratet, um ihnen ein vermeintlich besseres Leben zu ermöglichen. Das #notmetoo-Programm setzt dieser traurigen Realität sexuelle Aufklärung von Mädchen und (!) Jungen entgegen, um ihnen alternative Perspektiven aufzuzeigen.

Wann kam Ihnen die Idee, ein Buch speziell zum feministischen Überleben auf der Flucht zu schreiben?

Tatsächlich durch die vielen Gespräche mit den Frauen. Ich wusste sofort, diese Geschichten müssen gehört werden, damit die Menschenhier verstehen.Wir müssen ihnen keine Stimme geben (sie haben eine sehr klare und laute Stimme), wir müssen ihnen nur eine Bühne bieten, auf der sie sprechen können – und ihnen zuhören. Die schmerzhaften Erlebnisse, die weiten Wege der Mädchen und Frauen können wir nicht ungeschehen machen, aber wir können sie auf ihren noch vor ihnen liegenden Wegen begleiten und unterstützen.

Zeltschule Invicta

War es schwierig, Frauen und Mädchen zu Interviews zu bewegen? Ich könnte mir vorstellen, dass viele daran gewöhnt sind, dass ihre Stimmen im Krieg unterdrückt und zum Schweigen gebracht werden.

Ja, das ist richtig. Der Krieg ist erbarmungslos und es herrscht ein allzu verständliches Misstrauen gegenüber Fremden. Durch meine sehr vielen persönliche Gespräche über die Zeit haben die Frauen allerdings Vertrauen zu mir gefasst.

Jetzt sagen Sie zu mir: Geh und erzähl unsere Geschichten.

Und als letzte Frage: Wie kann man der Zeltschule und Invicta helfen?

Um ganz gezielt unsere INVICTA Arbeit zu unterstützen, sind Spenden der beste und effektivste Weg. Aber auch von uns und unserer Arbeit zu berichten, anderen davon zu erzählen, unser INVICTA Buch zu kaufen oder die Produkte unsrer Frauen aus den Women’s Workshops hilft.

Herzlichen Dank für das Interview, liebe Frau Flory!

Hier kommen noch ein paar wichtige Links für Interessierte:

[Link] Das Buch “INVICTA – Feministisches (Über-)Leben auf der Flucht”
[Link] zeltschule.org
[Link] Spendenmöglichekeiten
[Link] Der Onlineshop der Zeltschule
[Link] Das Facebook der Zeltschule
[Link] Das Twitter der Zeltschule
[Link] Das Instagram der Zeltschule

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