#Rezension Andreas Gruber: Todesurteil (Maarten S. Sneijder #2)

Andreas Gruber: Todesurteil


© Cover / Titelbild: Goldmann-Verlag
© Bild Smartphone: Pixabay


Handlung

“In Wien verschwindet die zehnjährige Clara. Ein Jahr später taucht sie völlig verstört am nahen Waldrand wieder auf. Ihr gesamter Rücken ist mit Motiven aus Dantes “Inferno” tätowiert – und sie spricht kein Wort. Indessen nimmt der niederländische Profiler Maarten S. Sneijder an der Akademie des BKA für hochbegabten Nachwuchs mit seinen Studenten ungelöste Mordfälle durch. Seine beste Schülerin Sabine Nemez entdeckt einen Zusammenhang zwischen mehreren Fällen – aber das Werk des raffinierten Killers ist noch lange nicht beendet. Seine Spur führt nach Wien – wo Clara die einzige ist, die den Mörder je zu Gesicht bekommen hat … “
(Klappentext)

Andreas Gruber: Todesurteil

Meine Meinung

Ich bin seit einiger Zeit Mitglied in einem Krimilesekreis, der sich einmal im Monat nach Ladenschluss in der örtlichen Buchhandlung trifft.

Wir sind alle langjährige Krimi- und Thrillerfans, von gepflegter britischer Spannung bis hin zum durchgeknallten Serienkiller. Wir kennen die üblichen Kniffe; die unerwarteten Wendungen können uns nicht mehr überraschen; die gängigen Klischees – der alkoholabhängige Ermittler mit Eheproblemen lässt grüßen – entlocken uns allemal ein müdes Lächeln. Wir sind kritsch. Wir hinterfragen alles.

Manchmal sind wir enttäuscht – und ratlos: haben wir uns übersättigt an diesem Genre?

Zugegeben, es gibt immer noch Bücher, die uns begeistern. (Zum Glück.) Aber wir sind sehr, sehr wählerisch.

…nun also Andreas Gruber, Todesurteil. Schickes Cover, zweiter Band einer Reihe – dumm gelaufen, da habe ich mich vergriffen, hätte doch der erste Band sein sollen…

Erster Gedanke: ob das klappt, mit dem zweiten Band anzufangen?

Und wie das klappt.

An dieser Stelle könnte ich die Rezension überspringen und direkt zu dem Teil kommen, in dem ich mir die anderen drei Bände der Reihe kaufte, bevor ich diesen hier überhaupt fertig gelesen hatte. Aber damit würde ich es mir etwas zu einfach machen und Maarten S. Sneijder (beziehungsweise seinem Autor) nicht gerecht werden.

Wie Maarten S. Sneijder selbst wahrscheinlich sagen würde:

Sehen Sie diese drei Finger? Also schreiben Sie ihre Rezension in drei knappen, präzisen Sätzen! Schaffen Sie das?

Nö.

Drei Sätze schaffe ich nicht, aber klar und präzise krieg ich hin. (Oder auch nicht.)

Originalität

Die Geschichte ist brillant konstruiert, voller wirklich einfallsreicher Wendungen fernab der üblichen Klischees. Immer, wenn man denkt, jetzt hätte man die Geschichte durchschaut, zaubert Andreas Gruber noch ein Ass aus dem Ärmel.

Spannungsbogen

Fingernägel? Hatte ich mal.

Nein, im Ernst: ich habe den Thriller quasi in einem Rutsch durchgelesen. Die Geschichte steigt schon auf einem hohen Spannungslevel ein und zieht dann in rasantem Tempo noch weiter an. Besonders großartig fand ich, dass der Autor nicht angewiesen ist auf literweise Blut und Ekelfaktor, um Spannung aufzubauen, sondern eine intelligente, komplexe Geschichte erzählt.

Logik / Schlüssigkeit

Wie gesagt: die Geschichte ist komplex und voller Wendungen – aber sie verzettelt sich nie in Widersprüchen oder schludert mit den Details, die eine Story glaubhaft machen.

Charaktere

Maarten S. Sneijder.

Ich war schon ewig nicht mehr so hingerissen von einem Charakter. Dabei ist er alles andere als ein umgänglicher Mensch – die Hälfte der Charaktere in diesem Buch halten ihn für ein kolossales [ Zensur ]. Er ist so hochintelligent wie beißend sarkastisch, mithilfe von Drogen versetzt er sich in die Gedankenwelt von Mördern und Psychopathen und schert sich einen Dreck um die üblichen Regeln zwischenmenschlicher Interaktion.

Ich fühlte mich abwechselnd an Hannibal Lecter und Sherlock Holmes erinnert.

Obwohl Sneijder so überlebensgroß ist, kann sich Sabine Nemez als starke, intelligente junge Ermittlerin neben ihm behaupten. Da haben sich zwei Seelenverwandte gefunden, die Chemie zwischen ihnen ist phänomenal – und das meine ich nicht im romantischen Sinne.

Normalerweise entlockt es mir einen Stoßseufzer, wenn die Ermittler in einem Krimi/Thriller sich ständig auf Alleingänge begeben, alle Regeln missachten und am Ende dann doch als Helden des Tages dastehen. Aber bei diesem ungewöhnlichen Team ist dieses Querschießen nur das folgerichtige Resultat ihrer Persönlichkeiten, macht Sinn und hat schlüssige Konsequenzen.

Auch die Nebencharaktere, gerade die Antagonisten, sind wunderbar gelungen.

Schreibstil

Der Schreibstil ist fantastisch, besonders die Dialoge sind lebendig und haben Biss. Durch Sneijders kompromisslose Persönlichkeit und seine Wirkung auf andere Menschen ist der Stil durchaus auch humorvoll.

Fazit

Buchliebling

Ein kleines Mädchen wird entführt und taucht ein Jahr später wieder auf – mit einer Tätowierung, die ihren ganzen Rücken mit Motiven aus Dantes ‘Inferno’ bedeckt. Profiler Maarten S. Sneijder unterrichtet gerade eine Klasse für hochbegabte Nachwuchsermittler, als er zum Fall hinzugezogen wird. Seine beste Schülerin Sabine Nemez mischt sich auf eigene Faust in die Ermittlungen ein.

Bisher ist dies mein Thriller-Highlight des Jahres.

Maarten S. Sneijder ist ein faszinierender Charakter, der Sherlock Holmes das Wasser reichen kann, und die Geschichte ist unglaublich clever und vielschichtig.

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TitelTodesurteil
Originaltitel
Autor(in)Andreas Gruber
Übersetzer(in)
Verlag*Goldmann
ISBN*3442480256
978-3442480258
Seitenzahl*592
Erschienen am*16. Februar 2015
GenreKriminalroman
* bezieht sich auf die abgebildete Ausgabe des Buches
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