#Rezension Ellen Sandberg: Der Verrat

Ellen Sandberg: Der Verrat

Ein Rezensionsexemplar des Buches wurde mir vom Verlag für eine ehrliche Rezension zur Verfügung gestellt.

© Cover ‘Ellen Sandberg Der Verrat’: Penguin-Verlag
© Foto: A.M. Gottstein

Handlung

“Als Nane nach zwanzig Jahren Haft aus dem Gefängnis entlassen wird, hat sich vieles verändert. Nicht aber die Schuld, die weiter auf ihr lastet. Nicht die Erinnerung an die Nacht, die ihr Leben zerstörte und schon gar nicht das Verhältnis zu ihrer Schwester Pia.”

“Pia hat es gut getroffen. Die erfolgreiche Restaurateurin lebt mit ihrem Mann auf einem idyllischen Weingut an der Saar. Da lässt es sich gut verdrängen, auf welch zerbrechlichem Fundament ihr Glück gebaut ist. Doch dann tritt ihre Schwester Nane wieder in ihr Leben und Pia ahnt: Es ist Zeit für die Wahrheit. Und damit Zeit für Rache – oder Vergebung.”

(Klappentext)

Leider eine große Enttäuschung

Dieses Buch hat unser Krimi-Lesekreis im Februar 2019 gelesen – und wider Erwarten waren wir allesamt nicht sehr angetan davon. In meiner Rezension möchte ich die wichtigsten Kritikpunkte ansprechen, die zur Sprache kamen.

Spannung

Vieles ist leider sehr vorhersehbar. Ich möchte hier keine konkreten Beispiele nennen, um nicht schon zu viel zu verraten, aber als Leser kann man viel zu früh erahnen, wo die sprichwörtliche Reise hingeht. Dadurch baut sich nach meinem Empfinden nur wenig Spannung auf.

Überhaupt würde ich das Buch eher als Familiendrama bezeichnen denn als Krimi.

Das alleine sehe ich noch nicht einmal als Kritikpunkt – auf dem Cover steht schließlich “Roman” und nicht “Kriminalroman” –, allerdings wird das Buch deutlich als Krimi vermarktet, und auch der Klappentext suggeriert dies.

Originalität

Der Grundgedanke, die Geschichte eines Familiengeheimnisses und einer erbitterten Feindschaft zwischen Schwestern vor der idyllischen Kulisse der saarländischen Weinlandschaft in Szene zu setzen, gefiel mir gut. Was für ein Kontrast zwischen der malerischen Landschaft und den hässlichen Emotionen! Leider konnte mich die Geschichte mit jedem Kapitel weniger von sich überzeugen.

Charaktere

Vieles wiederholt sich wieder und wieder und wieder. Über lange Strecken stecken die Charaktere in ihrer jeweiligen Endlosschleife fest, ohne dass sie sich dadurch sichtlich weiterentwickeln.

Pia zum Beispiel denkt oft darüber nach, dass sie anscheinend unfähig ist, ein erfülltes Sexualleben zu führen, wobei das “Wunderland zwischen ihren Beinen” dennoch ausgiebig Erwähnung findet.

Nane schwankt derweil zwischen Zorn, Verzweiflung und Selbsthass, trifft katastrophale Entscheidungen und bedient sich in den Passagen, die 1998 spielen, ausgiebig ihrer kleinen weißen Helferlein.

Birgit, eigentlich die sympathischste der drei Schwestern, verliebt sich als Lehrerin 1998 in einen ihrer Schüler und beginnt eine sexuelle Beziehung mit ihm. Dabei ist sie sich keiner Schuld bewusst, denn sie lieben sich doch… Da brauche ich wohl nicht extra zu erwähnen, dass sie 2018 nicht mehr als Lehrerin arbeitet.

Die Mutter der Schwestern glaubt, ein Fluch liege über den Frauen der Familie – und das lässt die Autorin den Leser auch nie lange vergessen. Der Fluch hier, der Fluch da… Dabei benötigen die Frauen dieser Familie wohl keine übernatürliche Hilfe, um sich ins Verderben zu stürzen.

Die Charaktere werden sehr plakativ gezeichnet und kamen mir daher sehr stereotyp vor. Wirklich sympathisch war mir keine der Frauen, die im Mittelpunkt stehen.

Logik / Schlüssigkeit / Glaubhaftigkeit

Die Geschichte hat an sich viel Potential, denn natürlich sind die Dinge nicht so einfach, wie sie anfangs erscheinen. Die Schuldfrage scheint zwar lange geklärt – schließlich hat Nane deswegen zwanzig Jahre im Gefängnis verbracht! –, aber die Wahrheit ist vielschichtiger und interessanter.

Die Auflösung kann dann zumindest teilweise überraschen, kam mir aber etwas zu konstruiert vor. Für eine der Schwestern werden zwei Schwierigkeiten, zwei Hindernisse auf dem Weg zum Lebenstraum, meines Erachtens zu sauber und praktisch aufgelöst.

Schreibstil

Zunächst gefiel mir der Schreibstil gut – ich bin in einem Weinbaugebiet aufgewachsen und wusste besonders die landschaftlichen Beschreibungen zu schätzen! Der Roman liest sich auch durchaus flott und unterhaltsam, ich gewann nur zunehmend den Eindruck, dass die Sprache sehr klischeebehaftet ist.

Auch hier wiederholt sich vieles, und manchmal hatte ich eher das Gefühl, ein Drehbuch für einen netten Vorabendfilm vor idyllischer Kulisse zu lesen.

Fazit

Deutliche Kritikpunkte

Nane wird nach zwanzig Jahren aus dem Gefängnis entlassen. Eine ihrer Schwestern hat Grund, sie zu hassen, die andere wünscht sich schwesterliche Versöhnung. Aber wie eindeutig und absolut ist Nanes Schuld überhaupt?

Leider kommt meines Erachtens nur wenig Spannung auf. Die Hauptcharaktere waren mir zutiefst unsympathisch, die Geschichte krankt an Klischees und zahllosen Wiederholungen – sehr schade, denn eigentlich würde die Handlung genug Stoff bieten für ein großartiges Buch.

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TitelDer Verrat
Originaltitel
Autor(in)Ellen Sandberg
Übersetzer(in)
Verlag*Penguin
ISBN*9783328100904
Seitenzahl*480
Erschienen am*27. Dezember 2018
GenreFamiliendrama
* bezieht sich auf die abgebildete Ausgabe des Buches
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